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Natur ohne Jagd: Nationalpark Gran Paradiso |
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![]() In den felsigen Gebieten und auf den Bergmatten außer dem Steinbock auch viele Murmeltiere. · Bild: Nationalpark Gran Paradiso |
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Von Julia Brunke |
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Die Ziele des Nationalparks sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt dieses Gebietes und seiner Landschaft, die wissenschaftliche Forschung, die Umweltbildung und die Entwicklung und Förderung eines nachhaltigen Tourismus. Im Jahr 2006 wurde dem Gran Paradiso-Nationalpark vom Europarat das Europäische Diplom für geschützte Gebiete verliehen. Der Nationalpark Gran Paradiso ist für Besucher ganzjährig geöffnet. |
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Bewohner von Bergwiesen und felsigen Gebieten
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Steinböcke
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso Dario De Siena |
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Der Steinbock ist das Symbol des Nationalparks Gran Paradiso. Er lebt in großer Höhe auf Bergwiesen und schroffen Klippen. Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren sind sehr markant: Am Ende des Herbstes beträgt das durchschnittliche Gewicht der erwachsenen Männchen über 90 Kilogramm, die Weibchen wiegen nur zwischen 35 bis 49 Kilo. Die Hörner der Männchen sind viel länger und größer als die der Weibchen. Die Nahrung des Steinbocks besteht im Sommer ausschließlich aus frischem Gras, während er sich in den anderen Jahreszeiten von Büschen, Flechten und Nadeln ernährt. Steinböcke standen im späten neunzehnten Jahrhundert vor dem Aussterben und überlebten nur in den Tälern des heutigen Nationalparks Gran Paradiso, der aus einem 1856 zum Schutz des Alpensteinbocks geschaffenen königlichen Jagdreservat hervorging. Im 20. Jahrhundert hat sich die Population erholt, so dass es im Nationalpark zahlreiche Steinböcke gibt. Der Steinbock genießt durch den Nationalpark besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz; seiner Erforschung und Erhaltung sind viele Projekte gewidmet. |
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Murmeltiere
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso Dario De Siena |
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Der Lebensraum der Murmeltiere sind die subalpinen und alpinen Wiesen im Nationalpark. Sie leben vor allem auf Südhängen, wo Erde, Schutt und Geröll den Bau von tiefen Löchern ermöglichen. Während sie normalerweise den Bereich oberhalb der oberen Baumgrenze in einer Höhe zwischen 2000 und 3000 Meter bewohnen, leben sie in einigen Bereichen auf Wiesen auf 800 Meter Höhe. In der kalten Jahrezeiten halten Murmeltiere einen ausgedehnten Winterschlaf. Der Schlafkessel wird dafür mit weichem Gras ausgepolstert, in welchem sich die Tiere zusammenrollen. Für diese lange Ruhezeit fressen sie sich während der kurzen Sommermonate große Fettreserven an. Das Murmeltier ernährt sich hauptsächlich von Gras, frisst aber auch Knospen, Samen, Früchte, Beeren und Wurzeln und manchmal auch Insekten, kleine Säugetiere und Vogeleier. |
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Gämsen
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![]() Gämsen sind charakteristische Gebirgsbewohner. Bild: sebtoja - Fotolia.com |
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Gämsen sind typische Bewohner der mittleren und hohen Berge im Nationalpark, sie klettern auf steile Hänge und Felsen. Sie sind mittelgroß, ihr Körperbau ist kompakt, sowohl Männchen als auch Weibchen haben geschwungene Hörner. Im Sommer ernähren sich die Gämsen fast ausschließlich von frischen Kräutern, während der Wintersaison von Blättern, Sträuchern, Moosen und Flechten. Die Gämse ist die häufigste Huftierspezies im Nationalpark und gleichmäßig in den Tälern des Piemont und Valle d'Aosta verteilt. Hohe Dichten kommen in den Tälern von Campiglia , Noaschetta, Ciamosseretto, Sort, Levionaz und Valnontey vor. Die Gämse steht unter besonderer Berücksichtigung von Forschern im Park. Eine langfristige Studie über ihre Öko-Ethologie ist in Vorbereitung. |
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Steinadler
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![]() König der Lüfte: der Steinadler Manfred Karisch - Fotolia.com |
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Der Steinadler nistet an Felswänden in über 1400 Meter Höhe, wo er nicht von anderen Tieren oder von Menschen gestört wird. Er hat eine Flügelspannweite von 190 bis 220 Zentimeter, das Weibchen ist größer als das Männchen. Erwachsene Steinadler haben braunes Gefieder, die Jungvögel haben große weiße Flecken auf den Flügeln. Der Steinadler ernährt sich von Murmeltieren, kleinen Säugetieren, Vögeln und Kadavern von Huftieren. Erhebungen zeigen, dass im Nationalpark etwa 17 Adlerpaare leben. Die Adlernester sind in allen Tälern des Parks verteilt. |
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Bewohner des Waldes
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Rehe
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso · Dario De Siena |
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Die Rehe leben im Nationalpark in Bereichen der unteren Lagen, wo es Laub- und Mischwälder gibt, die durch viele Lichtungen unterbrochen werden. Rehe benötigen eine Ernährung, die reich ist an Blättern, Kräutern und Trieben mit wenig Ballaststoffen. Die Rehpopulation im Nationalpark ist in letzter Zeit etwas gewachsen. Zudem nimmt die Präsens der Rehe im Park zu, wenn außerhalb des Parks die Jagd eröffnet wird. Rehe kommen am häufigsten im unteren Valle Orco und Soana vor; die drei Täler des Val d'Aosta werden inzwischen auch langsam aber stetig besiedelt. |
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Hirsche
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![]() Bild: SerrNovik - Fotolia.com |
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Die Hirsche bevorzugen die Wälder und den hochstämmigen Wald, mit Lichtungen und Wiesen durchsetzt. Als größte wiederkäuende Pflanzenfresser in Italien haben die männlichen Hirsche ein Gewicht von 160 bis 210 Kilogramm, die Hirschkühe 90 bis 130 Kilo. Nur die männlichen Hirsche tragen ein Geweih, es wird jedes Jahr nach der Paarungszeit abgeworfen und anschließend neu gebildet. Hirsche fressen pro Tag im Durchschnitt 10 bis 15 Kilo, hauptsächlich große Mengen Gras, dazu Blätter von Bäumen und Sträuchern. Im Winter ernähren sie sich von Zweigen und Rinde von Hart- oder Weichholz sowie von Eicheln, Kastanien und Bucheckern. Die Hirsche kamen in den Nationalpark aufgrund der Wiederansiedlung in den frühen 1980er Jahren im Aosta-Tal. |
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Wildschweine
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![]() Bild: bierman - Fotolia.com |
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Wildschweine sind in der Lage, in sehr unterschiedlichen Umgebungen zu leben, sofern sie Wasser, Nahrung und eine gute Vegetationsdecke vorfinden. In Gran Paradiso sind sie von der Ebene bis an den Rand der Waldgrenze in den Bergen in 2000 Metern Höhe zu beobachten. Das Wildschwein ist ein Allesesser und bevorzugt Früchte wie Eicheln, Kastanien, Obst, Beeren, Pilze und Wurzeln, die etwa 80 bis 90 Prozent der Ernährung ausmachen. Hinzu kommen Würmer, Engerlinge, Larven, Schnecken, Mäuse und Aas. Die Wildschweine wurden erst in den frühen 1980er Jahren im Nationalpark beobachtet, zuerst auf der Piemont-Seite des Parks. Inzwischen leben stabile Populationen vor allem im Soana-Tal und in der Valle Orco. Seltener werden Wildschweine in den Tälern Val d'Aosta Rhêmes Valley und Savara beobachtet. |
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Füchse
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso · Dario De Siena |
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Füchse sind im Nationalpark Gran Paradiso weit verbreitet. Sie leben in den Auwäldern der unteren Lagen bis zu den Wiesen der alpinen Zone oberhalb von 2.500 Metern. Ihre wichtigsten Nahrungsquellen sind Mäuse, Hasen und Aas. Über die Ernährung der Füchse im Nationalpark wurden Studien durchgeführt: In den Sommermonaten und während des späten Winters halten sie sich in der Umgebung von Gämsen und Steinböcken auf. Hier wirken sie als »Gesundheitspolizei«: Sie vertilgen im Sommer kranke und tote Kitze, die von ihren Müttern verlassen wurden sowie das Aas von Tieren, die im Winter den Hungertod erlitten. |
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso · Dario De Siena |
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Wölfe
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![]() Bild: Nationalpark Gran Paradiso · Luciano Ramires |
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Im 19. Jahrhundert wurden die Wölfe nahezu ausgerottet. Jetzt sind sie nach Gran Paradiso zurückgekehrt: In den letzten zehn Jahren kann die Anwesenheit von Wölfen im Park häufig beobachtet werden, vor allem in den Tälern der Val d'Aosta. Die Ausbreitung des Wolfes wird durch das Vorhandensein von Höhlen und Zufluchtsorten und der Abwesenheit von Menschen bestimmt. Im Winter haben Wölfe ein dichtes, graues Fell mit langen Haaren, im Sommer ist das Fell kurz, seidig und hat eine rötlich-braune Farbe. Bekanntlich sind Wölfe sehr soziale Tiere. Das Wolfsrudel besteht im Regelfall aus dem Elternpaar und deren Nachkommen, es handelt sich also um eine Familie. Die Elterntiere sind grundsätzlich dominant gegenüber ihrem Nachwuchs, Kämpfe um die Rangordnung gibt es daher nicht. Die Jungwölfe aus dem Vorjahr unterstützen die Eltern bei der Aufzucht der neuen Welpen. Mit Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von zwei Jahren suchen sie ein eigenes Revier. Wölfe jagen im Rudel; Hauptbeute sind mittelgroße bis große wilde Huftiere. Der Wolf wird von Schäfern und Bauern immer wieder verdächtigt, Schafe zu reißen. Bruno Bassano, Tierarzt im Nationalpark Gran Paradiso, weist darauf hin, dass Schafe sehr viel häufiger von Hunden gerissen werden. |
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Informationen:
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Interview mit Bruno Bassano:
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GLEICHGEWICHT IN DER NATUR OHNE JAGD
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![]() Rehe im Nationalpark Gran Paradiso Der Nationalpark Gran Paradiso wurde 1922 als erster Nationalpark Italiens gegründet, um für zukünftige Generationen die Vielfalt der Ökosysteme rund um das Gran Paradiso-Massiv zu bewahren. Seit der Gründung vor fast 100 Jahren wird in Gran Paradiso nicht mehr gejagt. · Bild: Nationalpark Gran Paradiso |
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In den weiträumigen italienischen Nationalparks wird seit Jahrzehnten nicht mehr gejagt. Gran Paradiso ist der bekannteste und zugleich der größte italienische Nationalpark. Seit 1922 ist in dem 72.000 Hektar großen Waldgebiet die Jagd abgeschafft. Wir sprachen mit dem Tierarzt Bruno Bassano, der für die gesundheitlichen Belange der Tiere im Nationalpark Gran Paradiso verantwortlich ist. |
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