Buchtipp für Kids: Die weiße Wölfin
Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Der letzte Welpe ist eine winzige Wölfin. Sie hat helles Fell und sieht zunächst aus wie ein Maulwurf. Das Rudel tauft sie »Fünf«, schwört ihr Schutz und lehrt sie Mut und Weisheit. Und ausgerechnet Fünf nimmt sich vor, einmal Leitwölfin zu werden und ein Rudel zu führen! Sie ist zwar die Kleinste der Wolfswelpen, aber auch die Pfiffigste, Aufmerksamste und Schnellste.
Wir schlüpfen beim Lesen hinein in die Wolfspersönlichkeiten, vor allem natürlich in die Wölfin Fünf. Wir erleben die Geschichte aus ihrer Sicht: ihre Welpenzeit, behütet von ihrer Mutter und ihrer Tante Zottel, das Aufwachsen gemeinsam mit ihren Geschwistern. Fünf ist die erste, die die Wurfhöhle verlässt. Sie ist die erste, die sich an der Beute der erwachsenen Wölfe versucht. Und sie schaut auf zu dem großen und weisen Leitwolf, ihrem Vater. Von Anfang an steht ihre Entscheidung fest: Wenn ich groß bin, werde ich einmal ein Wolfsfrudel anführen!
Freundschaft mit dem Raben Raak
Die Wolfswelpen lernen die Rabenfamilie kennen, die das Wolfsrudel begleitet. Die Raben machen die Wölfe auf umherziehende Hirsche und Bisons aufmerksam, warnen sie vor Gefahren und bekommen zum Dank großzügig von der Wolfsbeute ab. Fünf schließt Freundschaft mit dem jungen und vorwitzigen Raben Raak.
Fünf und Raak müssen ihren ersten Winter alleine durchstehen, ohne ihr Rudel
Dann passiert etwas Schlimmes: Ein Feuer verwüstet den Wald, in dem das Wolfsrudel zu Hause ist und Fünf wird von ihrer Familie getrennt. Nun zieht die junge Wölfin alleine umher. Aber der Rabe Raak bleibt immer an ihrer Seite. Denn allein ist selbst der größte und klügste Wolf verloren.
Den ganzen schweren Winter muss die junge Wölfin ohne ihr Rudel durchstehen - gemeinsam mit ihrem treuen Freund, dem Raben Raak, der ihr in der größten Not sogar das Mäusefangen beibringt - was für eine Erniedrigung für eine Wölfin! Aber sie überlebt und die Beiden überstehen gemeinsam den ersten schweren Winter ihres Lebens und gehen gestärkt daraus hervor.
Fünf wird Rudelführerin
Im Frühling stoßen zwei junge Wölfe zu ihr, die gerade ihr Rudel verlassen haben, und Fünf wird aufgrund ihrer Erfahrungen, ihres Wissens, ihrer Schnelligkeit und ihrer Stärke die Anführerin. Und sie wählt sich einen treuen Partner an ihre Seite. Sie findet ein Revier für ihr Rudel und bringt bald Welpen zur Welt. Ihr Rudel wächst und wird von Fünf über viele Jahre klug geführt.
»Wir lassen sie in Ruhe und sie lassen uns in Ruhe«
Menschen kommen in dem Buch nur an zwei Stellen vor: Am Anfang der Geschichte sieht Fünf in der Ferne einen Menschen und fragt ihren Vater: Ist das Beute? Ihr Vater antwortet: Riecht es wie Beute? Nein, Menschen sind keine Beute. Der weise Leitwolf erklärt der kleinen Wölfin: Wir lassen sie in Ruhe und sie lassen uns in Ruhe.
Am Ende des Buches trifft Fünf wieder auf einen Menschen. Und sie erinnert sich an die Worte: Menschen sind keine Beute. Wir lassen sie in Ruhe und sie lassen uns in Ruhe. - Was die Wölfe angeht, stimmt das. Aber für die Menschen... leider nicht. Fünf wird die Begegnung mit einem Menschen mit ihrem Leben bezahlen.
Wahrhaftig und wunderschön erzählt: So müssen Bücher für Kinder sein!
Die Geschichte Die weiße Wölfin ist authentisch und wahrhaftig: Wir erfahren unglaublich viel Wahres über das Leben von Wölfen, das nicht nur wild und frei, sondern auch sehr hart sein kann. Die Geschichte spielt in der Wildnis Nordamerikas, im Yellowstone Nationalpark vielleicht.
Die Charaktere der Wölfe sind unglaublich fein gezeichnet und ihre Verhaltensweisen natürlich. Wir können uns als Leser in die einzelnen Wölfe des Rudels hineinversetzen, in ihr Leben, ihre Entscheidungen und Beziehungen zueinander, ohne, dass irgendetwas an der Geschichte vermenschlicht wird.
So müssen Bücher für Kinder sein: spannend, wunderschön erzählt und wahrhaftig! Auch erwachsene Tierfreundinnen und Tierfreunde werden »Die weiße Wölfin« lieben.