Das Leid der Hühner für die Eier-Industrie
Gefälschte Eier
Bei Eiern achten viele Verbraucher darauf, dass sie aus biologischer oder zumindest aus Freilandhaltung stammen: Der Code auf dem Ei zeigt, ob die Eier aus Bio-, Freiland-, Boden- oder Käfighaltung stammen. Doch hat der Kunde damit wirklich die Sicherheit, dass das angebliche Bio- oder Freilandhuhn tiergerecht gehalten wird?
Wer Eier aus Bio- oder Freilandhaltung kauft, hat Bilder von glücklichen Hühnern auf der Wiese im Kopf. Die Sendung Gefälschte Eier - Wie uns die Industrie austrickst schockte zur besten Sendezeit - gleich nach der Tagesschau um 20 Uhr - die Fernsehzuschauer: Angebliche Bio-Hennen laufen nicht auf der grünen Wiese umher, sondern vegetieren mit über 20.000 anderen Hühnern eng zusammengepfercht in industriellen Massenanlagen. Sie können nicht nach draußen, weil vor den Auslaufklappen Elektrodrähte montiert sind, das Knistern des Stroms ist deutlich hörbar. Die Eier sind für Aldi Süd , sagt der niederländische Betreiber auf Nachfrage.
In einem anderen Betrieb sind die Käfiggitter des Bodenhaltungssystems heruntergeklappt, sodass die Hennen den Bodenbereich nicht nutzen können und faktisch in einer Käfighaltung leben. In einem angeblichen Freilandbetrieb werden die Hühner mit Metallspitzen vor den Ausgangsklappen daran gehindert, nach draußen zu gehen - dennoch werden die Eier als Freiland-Eier verkauft und auch nach Deutschland geliefert.
Die SWR-Redakteure Monika Anthes und Edgar Verheyen haben bei ihren Recherchen monatelang den deutschen Markt für Eier untersucht, auch die Herkunft der Import-Eier - fast 50 Prozent der Eier im deutschen Einzelhandel stammen aus Großbetrieben in den Niederlanden. Die Fernseh-Journalisten dokumentierten zum Teil gravierende Missstände. Und sie kommen zu dem Schluss: Offenbar lohnt sich das Geschäft mit falsch deklarierten Eiern.
Neben offensichtlichen Verstößen gegen den Tierschutz könnte dies auch gesundheitlich bedenklich sein: Wir essen ständig Eier von kranken und verhaltensgestörten Hennen , sagt Matthias Wolfschmidt von Foodwatch in der SWR-Sendung.
Angebliche Freilandhaltung
in Ysselsteyn (Niederlande): Die Ermittler finden nicht nur kahl gepickte, sondern auch kranke und tote Tiere. Drei Indizien sprechen dafür, dass die Hennen hier nie ins Freie gelangen: Die Außenklappen der angeblichen Freilandhaltung waren immer geschlossen, wenn die Ermittler diese Haltung überprüften - zudem war die Auslauffläche kaum beansprucht und zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht voll umzäunt. · Bild: PETA
Tierquälerei für Eier in Nudeln und Fertigprodukte
Wie werden eigentlich Hühner gehalten, deren Eier für Nudeln und Fertigprodukte verwendet werden? Die Tierrechtsorganisation PETA hat Aufnahmen aus verschiedenen Zulieferbetrieben der Global Food Group in den Niederlanden und Polen veröffentlicht. Die Global Food Group ist ein Flüssigei-Produzent, der laut eigenen Angaben ca. 20 Millionen Eier in der Woche vertreibt.
In allen sieben Betrieben, aus denen PETA Aufnahmen vorliegen, wurden augenscheinlich rechtswidrige Zustände dokumentiert, die mit großem Leid für die Hennen verbunden sind , erklärt Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. Die Recherche der Lieferketten zeigt, dass die Eier aus diesen Betrieben vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln landen, die in Deutschland verkauft werden. Dazu gehören auch Nudeln der Marken Birkel und 3 Glocken - und das sind sicher nicht alle.
PETA fordert Birkel und 3 Glocken in einer online-Petition auf, ihre Nudelprodukte eifrei herzustellen: Das Videomaterial zeigt deutlich, dass die moderne Eierindustrie für massives Tierleid verantwortlich ist und Verbrauchertäuschung scheinbar keine Seltenheit ist. Tote Hennen, entzündete Kloaken, gebrochene Beine, kahl gepickte Tiere und offensichtlich falsch deklarierte Eier spiegeln die Realität hinter den rosigen Werbeversprechen von angeblich glücklichen Hühnern wider.
Aufgrund von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und die EU-Richtlinien zur Haltung von Legehennen hat PETA bei der jeweils zuständigen Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die niederländischen und polnischen Betriebe erstattet.