Die Weisheit der Füchse
Füchse leben mitten unter uns: im Wald, im Feld, in der Stadt oder im Garten. Doch oft wissen wir nur wenig über unsere wilden, schönen und faszinierenden Nachbarn. Füchse sind nicht nur schlaue und gewitzte Überlebenskünstler, die in einer Welt voller Gefahren große Herausforderungen meistern, sondern auch sensible, soziale Wesen, die auf vielfältige Weise kommunizieren. Sie pflegen innige Freundschaften, sind liebevolle Partner und kümmern sich hingebungsvoll um ihre Kinder. Sie sind intelligent, neugierig und spielen für ihr Leben gern. Die beiden Fuchsfreunde und -kenner Dag Frommhold und Daniel Peller zeigen mit ihrem Buch Die Weisheit der Füchse : Füchse sind verblüffende Wesen, die uns viel ähnlicher sind, als wir denken.
»Mich persönlich haben Füchse schon als Kind fasziniert, und jede Begegnung mit ihnen bereichert mein Leben - gleich, ob es der Anblick spielender Fuchswelpen am elterlichen Bau oder der stattliche Fuchsrüde ist, der im dichten Winterpelz auf einer raureifbedeckten Wiese nach Mäusen jagt«, schreibt Dag Frommhold. Je intensiver man sich mit dem Fuchs befasse, desto mehr ziehe er einen in seinen Bann. Er ist ein äußerst anpassungsfähiger, vielseitiger und intelligenter Geselle - das macht es oft schwierig, allgemeingültige Aussagen über Füchse zu treffen. Biologen können ein Lied davon singen, denn nur allzu oft haben Arbeitshypothesen über Fuchsverhalten eine sehr kurze Halbwertszeit. Abseits verbreiteter Geschichten, Klischees und Rollenzuschreibungen habe der Fuchs eine Menge Überraschungen auf Lager. Und so erfahren wir auf 400 Seiten nicht nur viel Wissenswertes über Biologie, Sozialverhalten und Intelligenz von Füchsen, sondern auch erstaunliche Geschichten über Erlebnisse von Menschen mit Füchsen.
Wie Füchse füreinander da sind
Bis in die 1970er Jahre hinein war die allgemeine Lehrmeinung, dass Füchse unsoziale Einzelgänger sind. Doch dann zeigte der britische Zoologe David Macdonald mit seinem Team durch intensive Freilandforschung und Funkhalsbänder, dass das Gegenteil der Fall ist: Füchse sind überaus soziale Tiere, die ein sehr ausgeprägtes Familienleben führen. Fuchs und Füchsin bleiben ein Leben lang zusammen und ziehen ihre Kinder gemeinsam groß - sofern der Mensch beide Eltern am Leben lässt. Bei der Aufzucht der Fuchskinder helfen auch ältere Geschwister.
Herzerwärmend berichtet uns Daniel Peller über das Leben von Familie Fuchs. In seiner Nähe ist eine neue Fuchsgeneration zur Welt gekommen. »Nach einer Tragzeit von 53 Tagen hat die Füchsin im Schutz ihres Baus fünf handtellergroße Fellknäuel geboren und trocken geleckt. Nur etwa 100 Gramm - gerade so viel wie eine Tafel Schokolade - wiegen die Kleinen, die sich jetzt wackelig eine Zitze erobern und zum ersten Mal die gehaltvolle Muttermilch trinken. Wenn die jungen Füchse im zeitigen Frühjahr geboren werden, sind sie - wie Katzenbabys - noch blind und taub. Ihr Überleben hängt von der Fürsorge, Wärme und Milch ihrer Mutter ab.«
Doch auch die Fuchsmutter braucht Nahrung, um nach der Geburt zu Kräften zu kommen und ausreichend Milch zu produzieren. Dabei wird sie von ihrem Partner, dem Fuchsrüden, unterstützt, der unentwegt Futter zum Bau bringt. Die Fuchsmutter lässt den Fuchsrüden anfangs noch nicht in den Bau zu ihren Welpen hinein. Darum kommt die Füchsin heraus, um das Futter entgegenzunehmen oder der Fuchsvater legt es vor dem Bau ab.
Im Alter von zwei Wochen öffnen die Fuchsbabys ihre Augen, eine Woche später machen sie die ersten Schritte aus dem Bau heraus. Jetzt lässt die Füchsin auch den Fuchsvater zu den Welpen. Auf dem Futter, das er mitbringt, lutschen oder beißen die Kleinen zunächst noch herum und spielen damit, denn die Hauptnahrung ist weiterhin die Milch ihrer Mutter.
»Beide Eltern kümmern sich jetzt um Beschäftigung, Pflege und Schutz der Welpen. Und beide gehen für die Welpen auf Nahrungssuche, damit es den Kleinen an nichts fehlt«, schreibt Daniel Peller. »Wenn der stolze Vater Zeit mit den Welpen verbringt, scheint er dabei manchmal selbst wieder zum Kind zu werden: Ausgelassen tobt und spielt er mit ihnen, und alle haben sichtlich Freude daran. Wenn der Füchsin das Spiel zu wild erscheint, greift sie ein und weist ihren Partner zurecht. Das Engagement des Rüden ermöglicht es ihr aber auch, sich nach den anstrengenden Wochen mal eine Auszeit zu gönnen. Sie entzieht sich den Ansprüchen ihrer hungrigen und verspielten Sprösslinge, indem sie sich einen Ruheplatz in einiger Entfernung zum Bau sucht.«
Wenn ein Elternteil zu Tode kommt, ist dies dramatisch, denn sowohl Fuchsmutter als auch Fuchsvater spielen für die Aufzucht der Jungen eine wichtige Rolle, erklärt Daniel Peller. Wird der Rüde getötet, ist das Leben für die Füchsin besonders hart, denn sie muss nun alleine die Nahrung für sich selbst und für die Welpen beschaffen - und daher die Welpen gefährlich lange sich selbst überlassen, um auf Futtersuche zu gehen. Wird die Fuchsmutter getötet, bedeutet das in den meisten Fällen den qualvollen Erfrierungs- oder Hungertod der Welpen. Manchmal springt aber auch ein anderes erwachsenes Familienmitglied ein.
Dass Füchse verwaiste Welpen adoptieren, dokumentierte als einer der Ersten der Zoologe David Macdonald bei seinen Forschungen an Gehegefüchsen: Als eine Fuchsmutter schwer verletzt wurde, und ihre erst 14 Tage alten Welpen nicht mehr versorgen konnte, kümmerten sich die erwachsenen Töchter um die verletzte Fuchsmutter, übernahmen die Pflege ihrer kleinen Geschwister und retteten so deren Leben. Inzwischen belegen zahlreiche Beobachtungen in Gehegen und in freier Natur, dass Füchse verwaiste Welpen adoptieren und damit retten können.
Schlau und verspielt - raffinierte Täuschungsmanöver
Füchse sind sprichwörtlich schlau, neugierig und unglaublich verspielt - und sie beherrschen raffinierte Täuschungsmanöver, mit denen sie die Aufmerksamkeit anderer Füchse, von der anvisierten Beute oder von möglichen Feinden ablenken. Und diese spielerischen Täuschungsmanöver setzen Füchse auch bei uns Menschen ein!
Dag Frommhold berichtet von einem denkwürdigen Besuch in einer Wildtierstation, wo er gemeinsam mit seiner Frau das Fuchsgehege besuchte. Dort lernten sie Snoopy kennen, der von klein auf in der Station lebte und an Menschen gewöhnt war. Der Fuchs umkreiste die Besucher mit federndem Gang, schien aber kein großartiges Interesse zu haben, auch nicht an den Leckerlis, welche die Fuchsfreunde ihm hinwarfen. »Als Snoopy wieder einmal hinter mir vorbeilief - ich war in die Hocke gegangen, um ihm etwas näher zu sein -, spürte ich plötzlich eine Fuchsschnauze unter meiner Strickjacke. Verdutzt stellte ich fest, dass er sich das Flugblatt aus meiner Gesäßtasche geschnappt hatte. Das Ganze war so schnell gegangen, dass ich nicht die geringste Chance zum Eingreifen gehabt hatte. Snoopy hatte nicht einmal seinen Lauf merklich verlangsamt. Nur wenig später, nachdem der Fuchs seine Beute in einer Ecke des Geheges abgelegt hatte, war dann die Handtasche meiner Frau an der Reihe...«
Von einer anderen Täuschungsaktion wurde Dag Frommhold von seinem Freund Thorsten berichtet: Als Fuchskenner und Hobby-Tierfotograf lernte Thorsten im Gehege eines Tierparks Fuchs Lucky kennen, besuchte ihn regelmäßig und gab ihm hin und wieder Leckerlis. »Eines Tages bewahrte Thorsten die Leckerlis für Lucky in seiner Kameratasche auf. Der Fuchs erschnüffelte sie sofort, doch sie blieben unerreichbar für ihn, weil Thorsten als unüberwindbares Hindernis zwischen Fuchs und Tasche kniete«, so Dag Frommhold. Als Thorsten eine Nachricht auf seinem Handy beantwortete, versuchte Lucky an ihm vorbeizuschleichen und an die Kameratasche zu gelangen. Thorsten bemerkte dies und blockierte den Zugang zu den Leckerlis mit seinem Körper. Da schnappte Lucky plötzlich das Handy aus seiner Hand und lief damit davon - ohne sonderliche Eile, sich immer wieder zu Thorsten umsehend. Am Gehegezaun ließ er das Handy fallen. »Während Thorsten noch damit beschäftigt war, das Gerät auf Beschädigungen zu überprüfen, hatte der Fuchs die Tasche mit den Leckerlis längst geplündert«, berichtet Dag Frommhold. »Es sieht ganz so aus, als hatte Lucky sich gezielt überlegt, wie er seinen menschlichen Freund von dem begehrten Futter weglocken konnte, und dabei treffsicher vorhergesehen, wie Thorsten auf den Diebstahl seines Handys reagieren würde. Solche Pläne zu schmieden, erfordert die Fähigkeit, nicht nur mehrere Schritte des eigenen Handelns zu planen, sondern auch komplexe Reaktionen des Gegenübers vorauszusagen. Das ist Problemlösen auf ziemlich hohem Niveau.«
Survival of the Smartest
»Wie wir gesehen haben, sind Füchse durchaus in der Lage, auch Menschen auszutricksen - und für viele von ihnen ist das im wahrsten Sinne des Wortes (über)lebensnotwendig«, erklärt Dag Frommhold weiter. »Menschen haben nämlich schon immer viel Zeit und Erfindergeist investiert, um Füchsen nachzustellen. Nur ein Fuchs, der alle seine Sinne nutzt, der aus jeder Erfahrung lernt, der Veränderungen an seiner Umgebung nicht nur bemerkt, sondern auch richtig deutet und der Feinden immer den einen sprichwörtlichen Schritt voraus ist, kann in einer so feindseligen Umgebung überleben.«
In einer Welt, in der Menschen Füchse seit Jahrhunderten verfolgen, bieten die Intelligenz der Füchse und ihre überragenden Fähigkeiten im Problemlösen klare Überlebensvorteile. Letztlich hat auch die gnadenlose Verfolgung durch den Menschen den Fuchs darin so gut werden lassen: Das Darwinsche Konzept »Survial of the Fittest«, also das Überleben der bestangepassten Individuen, nennen die Autoren bezogen auf den Fuchs augenzwinkernd »Survival of the Smartest«.
In den letzten Jahrzehnten haben Füchse sogar Großstädte für sich entdeckt: In Parks und Gärten finden sie vielfältigen Lebensraum. Die Stadtbevölkerung ist Wildtieren gegenüber aufgeschlossen, die Menschen freuen sich über die Begegnung mit Füchsen - auf dem Land hingegen wird oft der Jäger gerufen, wenn ein Fuchs zum Beispiel in der Nähe eines Spielplatzes gesichtet wird...
Die intelligenten und anpassungsfähigen Tiere bewältigen in der Stadt sogar die Herausforderungen des Straßenverkehrs. »Es gibt zahlreiche Beobachtungen, wie Stadtfüchse Zebrastreifen überqueren oder gar neben Menschen an Fußgängerampeln warten, um schließlich während der Grünphase gemeinsam mit ihnen die Straßenseite zu wechseln«, schreibt Daniel Peller. Angeblich sei sogar schon ein Fuchs dabei beobachtet worden, wie er eine Fußgängerampel mit der Pfote betätigte, um den Straßenverkehr zu stoppen, bevor er sich über die Straße traute.
Füchse im Garten: Begegnungen mit Katzen
Nicht nur in der Stadt sind Füchse in der Nähe von Menschen zu beobachten, sondern auch in so manchem naturnahen Garten am Feld- und Waldrand. Nun sind die Gärten fest in den Pfoten von Hauskatzen. Wie gehen Fuchs und Katze miteinander um, wenn sie sich begegnen? Sind Füchse eine Gefahr für die Samtpfoten? - Die Antwort ist eindeutig nein: Füchse gehen Konflikten mit Katzen aus dem Weg. »Eine Studie, in der 40.000 Wildkamera-Fotos aus achthundert Berliner Hausgärten analysiert wurden, zeigt eindeutig, dass Katzen dort die dominante Spezies sind«, erklärt Dag Frommhold. Wenn es einmal zu Konflikten zwischen Fuchs und Katze komme, bleibe es bei Drohungen und Scheinangriffen - und in aller Regel sei es der Fuchs, der einer körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gehe, dem Angriff der Katze ausweiche oder sich durch Flucht entziehe. Ein ausgewachsener Fuchs ist zwar etwas größer als eine Hauskatze, aber ein Leichtgewicht. Dies macht ihn extrem wendig, so dass er Angriffen blitzschnell ausweichen kann, so der Fuchs-Experte. »Katzen sind im Vergleich dazu regelrechte Kampfmaschinen: kompakt, vergleichsweise kräftig und mit Furcht einflößenden natürlichen Waffen ausgestattet.« Mit ihren scharfen Krallen schlägt eine Katze oft sogar einen wesentlich größeren Hund in die Flucht. Erstaunlicherweise vertragen sich Fuchs und Katze recht gut: Manche Gartenbesitzer beobachten, wie Fuchs und Katze Seite an Seite aus benachbarten Futternäpfen essen - oder sogar vom gleichen Teller.
Füchse sind freundliche Zeitgenossen
Da Füchse freundliche und friedliche Zeitgenossen sind, die Konflikten aus dem Weg gehen, sind auch immer wieder artübergreifende Freundschaften mit zum Teil ausgelassenen Spielen zu beobachten. So gibt es Berichte, wie Katzen und Füchse sich im wilden Spiel verfolgen - und es sind die Füchse, die sich zurückziehen, wenn es ihnen zu viel wird. In der wahren Geschichte »Tinni & Sniffer« berichtet Torgier Berge mit zahlreichen unglaublichen Fotos von der Freundschaft seiner Schäferhündin Tinni und einem jungen Fuchs, der ihnen auf ihren ausgedehnten Spaziergängen begegnet. Offenbar verwaist, schließt sich das kleine Füchslein, das Torgier »Sniffer« nennt, der Schäferhündin an. Und ab diesem Moment spielen die beiden jedes Mal ausgelassen miteinander, sobald Torgier und Tinni im Wald unterwegs sind.
Burgfrieden
Sowohl im Wald als auch in der Stadt werden mitunter erstaunliche Wohngemeinschaften beobachtet. So kommt es immer wieder vor, dass eine Fuchsfamilie in einen Dachsbau einzieht. In den eindrucksvollen zum Teil riesigen Dachsburgen ist genug Platz. »Und tatsächlich wird immer wieder beobachtet, dass Dachse ein Fuchspaar samt Nachwuchs als Untermieter tolerieren«, so Dag Frommhold. »Derartige Wohngemeinschaften gibt es aber nicht nur zwischen Dachs und Fuchs - vielmehr teilen Füchse sich mitunter sogar mit Kaninchen einen Bau. Wer die betreffenden Langohren nun für hochgradig lebensmüde hält und denkt, dass Familie Fuchs ihre Nachbarwohnung als willkommene Speisekammer und Frischfleischlager betrachtet, liegt jedoch falsch. Tatsächlich sind die Kaninchen im Bau und in dessen unmittelbarer Nähe vor Nachstellungen durch ihre karnivoren Mitbewohner sicher: Es herrscht Burgfrieden... «
So entdeckte Derk Ehlert, Wildtierreferent der Senatsverwaltung in Berlin, einen von Füchsen und Kaninchen gemeinsam benutzten Bau - in unmittelbarer Nähe des Hauses der Kulturen.
Dieser »Burgfrieden« scheint generell in unmittelbarer Nähe des Fuchsbaus zu gelten, erklärt Dag Frommhold. »Anlässlich eines Vortrags in einer schwäbischen Kleinstadt erzählte mir ein Landwirt, dass sich einmal ein Fuchsbau in unmittelbarer Nähe seines Hühnerstalls befunden habe. Über Jahre hinweg habe das gut funktioniert; nie habe der Fuchs auch nur versucht, in den Hühnerstall einzudringen.« Als aber der Fuchs eines Tages vom Jagdpächter erschossen wurde, habe es nur wenige Tage gedauert, bis ein anderer Fuchs, der seinen Bau weiter entfernt hatte, in den Stall eingedrungen sei und mehrere Hühner getötet habe.
Füchsen eine Stimme geben
Mit ihrem Buch »Die Weisheit der Füchse« geben Dag Frommhold und Daniel Peller diesen faszinierenden Wesen eine Stimme. Und das ist nötig: »Kaum ein anderes Tier wurde über die Jahrhunderte hinweg so erbarmungslos verfolgt wie der Fuchs, ob zu Pferd, mit Hundemeuten, Schusswaffen, Fallen oder sogar Giftgas.« In Deutschland werden jedes Jahr rund 500.000 Füchse von Jägern erschossen, in Fallen gefangen und mit speziell für die Fuchsjagd abgerichteten Jagdhunden bis in den Bau verfolgt - in vielen Bundesländern sogar ganzjährig und ohne Schonzeit.
Dass sich der Fuchs trotz aller Verfolgungen bis heute behauptet hat, ist seinen überragenden Sinnen, seiner Schlauheit und seiner enormen Anpassungsfähigkeit zu verdanken, erklärt Dag Frommhold. »Während manch andere Tierart unter dem Druck menschlicher Nachstellungen drastisch dezimiert oder gar ausgerottet wurde, konnte der Fuchs sein Verbreitungsgebiet mit Hilfe des Menschen sogar noch weiter ausdehnen.«
Gnadenlose Jagd auf Füchse
Die gnadenlose Jagd auf Füchse versuchen Jäger gegenüber der Öffentlichkeit vor allem mit zwei Argumenten zu rechtfertigen: dem angeblichen Schutz der Bevölkerung vor Tollwut und Fuchsbandwurm. Der Haken daran: Den letzten Tollwutfall in Deutschland gab es laut Robert-Koch-Institut 2006. Die Tollwut wurde in Deutschland nicht durch das Abschießen von Füchsen, sondern das Auslegen von Impfködern besiegt. Ebenso kann die die Infektionsrate mit dem Fuchsbandwurm laut einer Untersuchung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der Technischen Universität München durch das Auslegen von Entwurmungsködern dauerhaft auf ein Minimum gesenkt werden.
Anders, als von Jägern oft behauptet, nehmen unbejagte Fuchsbestände keinesfalls überhand. Komplexe Sozialstrukturen, in denen bei hoher Populationsdichte und geringem Jagddruck deutlich weniger Welpen zur Welt kommen, beschränken die Vermehrungsrate. Füchse sind für das Gleichgewicht der Natur wichtig und erfüllen eine wichtige Rolle als Gesundheitspolizei : Sie fangen vor allem Mäuse - zum Nutzen der Landwirtschaft -, vertilgen Aas und erbeuten meist kranke oder verletzte Tiere. So tragen sie zur Gesunderhaltung der Tierpopulationen bei.
Unser Nachbarland Luxemburg liefert den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Seit 2015 ist hier die Jagd auf Füchse verboten. Weder gibt es Probleme mit Tollwut noch hat die Zahl der Füchse zugenommen. Die Kontrollen und die Zählungen mit Wildkameras zeigen laut Umweltministerium einen stabilen, gleichbleibenden Bestand. Die Verbreitung des Fuchsbandwurmes ist seit dem Jagdverbot sogar deutlich zurückgegangen: von 40 Prozent mit Fuchsbandwurm befallenen Füchsen im Jahre 2014 auf unter 20 Prozent im Jahr 2020.
"Es braucht solche Bücher"
»Dieses Buch geht weit über die bloße Funktion eines Sachbuchs hinaus. Es zeigt uns Menschen, wo wir uns selbst in den Füchsen wiederfinden, wie ähnlich und wie verschieden wir sein können, wie wichtig Respekt und Verständnis füreinander sind und was wir selbst für unser Leben von den Füchsen lernen können«, schreibt Dr. Sophia Kimmig in ihrem Vorwort. »Es braucht solche Bücher, und es braucht dieses Fuchsbuch, vielleicht mehr denn je! Denn nach wie vor werden in Deutschland Hunderttausende von Füchsen grundlos getötet, nach wie vor entfremden sich Menschen von der Natur und unseren Mitgeschöpfen, und nach wie vor wissen wir viel zu wenig über unsere schönen, schlauen, wilden Nachbarn.«
Allen Tierfreundinnen und Tierfreunden ist die fesselnde und informative Lektüre nur zu empfehlen!
Lesen Sie dazu auch das Interview mit Dag Frommhold.
Die Autoren
Dag Frommhold, Jahrgang 1975, war schon als Kind von Füchsen begeistert, hat sie viele Stunden lang beobachtet, ihr Verhalten studiert und alles über sie gelesen, was ihm in die Hände kam - und setzt sich seither für Füchse ein. |
Auch Daniel Peller, Jahrgang 1984, ist von Füchsen seit seiner Kindheit fasziniert. Durch eigene Beobachtungen, Fachliteratur, den internationalen Austausch mit Fuchsexperten sowie durch die enge Zusammenarbeit mit Wildauffangstationen wurde er zum Fuchskenner. |