Fledermäuse - Faszinierende Flugkünstler
Fledermäuse leben seit 50 Millionen Jahren auf dieser Erde. Weltweit gibt es rund 1000 Arten dieser faszinierenden Säugetiere. In Deutschland leben noch 25 Fledermausarten. Davon stehen 17 Arten auf der Roten Liste. Zur Hauptbedrohung der Fledermäuse zählen die Zerstörung ihrer Lebensräume und das dramatische Insektensterben. Fledermäuse sind faszinierende Lebewesen: Sie sehen mit den Ohren, denn sie orientieren sich mit Ultraschall. Mit 800 Herzschlägen pro Minute sausen sie in der Dunkelheit durch die Lüfte auf der Suche nach Insekten, die sie meist im Flug erbeuten. Dabei stoßen sie Ultraschallwellen aus, die als Reflexionen zurückgeworfen werden. Die einzelnen Echos werden von der Fledermaus in die richtige Abfolge gebracht. So kann das Gehirn die Umgebung erfassen und somit orten, wie weit ein Baum oder Insekt entfernt ist und sogar mit welcher Geschwindigkeit und Richtung es sich bewegt. Ultraschallrufe liegen weit über der menschlichen Hörfähigkeit.
Tagsüber ziehen sich Fledermäuse zum Schlafen in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen, alte Dachböden oder Ruinen zurück. Für den Winterschlaf legen die Fledermäuse Fettvorräte an, die ihnen beim Aufwachen die notwendige Energie liefern, um wieder die normale Körpertemperatur zu erreichen.
Fledermäuse sind hochsoziale Tiere, die die meiste Zeit des Jahres in Gruppen zusammenleben. In ihren Quartieren suchen sie meist engen Körperkontakt mit anderen Tieren.
Nach dem Anhang IV der FFH-Richtlinie gelten alle heimischen Fledermaus-Arten als streng geschützte Tierarten. Durch die Zerstörung von Totholzbeständen und die Versiegelung von potentiellen Schlafplätzen verlieren Fledermäuse immer mehr ihren Lebensraum. Und durch die Vernichtung von Insekten-Lebensräumen und die Vergiftung mit Insektenvernichtungsmitteln verlieren sie ihre Nahrungsgrundlage.
Das Braune Langohr
Langohrfledermäuse sammeln Insekten von Blättern. Sie machen Jagd auf fliegende Spanner, Wickler und Motten in Wäldern, Gärten oder an Scheunen und Wohngebäuden. So sind sie bei Einbruch der Dunkelheit auch in Gärten mit Obstbäumen zu beobachten. Mit den großen Schalltrichter-Ohren fangen sie die Echos des so genannten Flüstersonars auf.
Die Kolonien des Braunen Langohrs findet man in alten Dachstühlen hängend, im Zwischendach oder in Spalten der Dachkonstruktion, aus denen sie erst wieder am Abend hervorkommen. Ihren Winterschlaf verbringen die Braunen Langohren in feucht-kühlen Kelleranlagen, Höhlen, alten Gebäuden oder Baumhöhlen. Das Braune Langohr steht wie alle Fledermausarten in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Das Graue Langohr
Das Graue Langohr ist dem Braunen Langohr sehr ähnlich, es hat jedoch ein graues Fell und eine längere Schnauze. Seine sehr leisen schnellen Rufe sind für menschliche Ohren kaum wahrzunehmen. Als Hausfledermaus wohnt das Graue Langohr gerne in Gebäudespalten. Im Winter nutzt es Höhlen und andere Gewölbe als Quartier. Das Graue Langohr ist ein Winzling, es wird gerade einmal sechs Zentimeter groß und wiegt ausgewachsen etwa so viel wie eine Ein-Euro-Münze.
Seine Nahrung besteht aus Insekten, vor allem Nachtfaltern, Spinnen und anderen Gliedertieren. Doch die kleinparzellige Kulturlandschaft mit Wiesen, Bracheflächen und Streuobstwiesen, die dem Grauen Langohr die Nahrungsgrundlage und den Lebensraum sichert, geht immer mehr verloren.
Die Große Hufeisennase
Die Große Hufeisennase hat ihren Namen wegen ihres auffälligen, hufeisenförmigen Hautlappens um die Nase erhalten. Mit dieser hufeisenförmigen Nase gibt sie ihre Rufe ab und nicht wie andere Fledermäuse über das Maul. Die Große Hufeisennase ist eine der größten Fledermausarten Europas. Sie hat eine Länge von bis zu 7 cm (ohne Schwanz), eine Flügelspannweite von bis zu 40 cm und sie kann bis zu 30 Gramm wiegen.
Die Große Hufeisennase ist stark gefährdet. In Hohenburg in der Oberpfalz lebt Deutschlands letzte Kolonie mit etwa 200 Tieren - 2003 waren es nur noch 37 Fledermäuse dieser Art. Sie ernähren sich von Nachtschmetterlingen und Käfern, die nicht nur im Flug gefangen werden, sondern auch von Pflanzen und vom Boden aufgenommen werden. Im Sommer lebt die Große Hufeisennase am liebsten in Dachböden, Türmen und Höhlen. Als Winterquartier wählt sie feuchte und frostsichere Höhlen und Gewölbe.
Die kleine Hufeisennase
Die Kleine Hufeisennase hat wie ihre großen Geschwister ihren Namen wegen ihres hufeisenförmigen Hautlappens um die Nase bekommen. Mit etwa 4 Zentimetern Länge und einer Spannweite von maximal 25 Zentimetern ist sie deutlich kleiner als die Große Hufeisennase, der sie sonst sehr ähnelt.
Ihr Lebensraum sind Laubwälder und halboffene Landschaften wie Parks, Alleen, Streuobstwiesen sowie Gehölze an Gewässern und Gebäuden. Bei ihrem schwirrenden, von häufigen Richtungswechseln geprägten Flug fangen sie kleine Insekten von unter 17 Millimetern Körpergröße, vor allem Käfer, Fliegen und Nachtfalter.
In Deutschland hat sich das Verbreitungsgebiet seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts gravierend verkleinert. Heute sind nur noch etwa 10 Prozent des ursprünglichen Areals besiedelt.