Fleisch-Parasit kann psychische Störungen auslösen
In Deutschland tragen rund 50 Prozent der Menschen den Parasiten T. gondii in sich - meistens unbemerkt als so genannte latente Toxoplasmose. Ein Großteil der Infektionen geht wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf rohes Fleisch wie Mettwurst oder nicht ausreichend durcherhitztes Fleisch von infizierten Hühnern, Schweinen und Rindern zurück.
Die Parasiten dringen vom Magen-Darm-Trakt ins zentrale Nervensystem ein und können dort jahrzehntelang überdauern. Sie können bis ins Gehirn gelangen, wo sie sich in Neuronen und Gliazellen einnisten. Es gibt hunderte wissenschaftliche Arbeiten über den Einfluss von T. gondii auf menschliches Verhalten und Denken. Einige Studien zeigen, dass Menschen, die T. gondii in sich tragen, fast dreimal so häufig an psychischen Störungen wie Schizophrenie erkranken. Auch Depressionen können durch Toxoplasmose ausgelöst werden. Manche Betroffene reagieren verlangsamt und es fällt ihnen schwerer, sich zu konzentrieren.
Forschende der Medizinischen Universität Warschau untersuchten das Gehirn von Männern, die durch besonders riskantes Verhalten zu Tode gekommen waren - die meisten hatten einen Verkehrsunfall verursacht - und stellten einen Zusammenhang mit T. gondii fest. Die Wissenschaftler empfahlen Toxoplasmose-Screenings für Piloten, Fluglotsen und Berufskraftfahrer.
Wenn schwangere Frauen sich anstecken, kann dies eine Fehlgeburt zur Folge haben oder bei den Kindern zu Missbildungen oder Folgeschäden wie Taubheit oder Epilepsie führen.
Quelle: Toxoplasmose - Parasit am Steuer. SPEKTRUM der Wissenschaft Gehirn & Geist 12/2021