Ist Osterlamm christlich?
Lämmer werden gerade zu Ostern als angeblich christlicher Brauch gegessen. Doch ist das Essen eines Osterlamms überhaupt christlich? Oder werden die Lehren von Jesus Christus, dem guten Hirten, in ihr Gegenteil verkehrt und der Gott der Liebe und Güte zugunsten eines alttestamentlichen rachsüchtigen und brutalen Gottesbildes geopfert?
Die Tradition des Osterlamms geht auf alte Opferkulte zurück. In heidnischer Zeit opferten Menschen während des ersten Vollmondes nach Frühlingsanfang ihren Göttern Lämmer und verspeisten sie im Anschluss an die religiöse Zeremonie. Überhaupt war der Verzehr von Fleisch in fast allen antiken Kulturen mit einem Opfer an die Götter verbunden. Ein Teil des Fleisches gehörte den Priestern, das übrige nahm sich der Opfernde.
Im alten Israel brachte das Volk zum Passahfest Lämmer und Tauben in den Tempel, um sie einem zornigen Gott zu opfern: Unzählige unschuldige Lämmer mussten für die Sünden der Menschen sterben. Die Opfertiere mussten besonders schön und makellos sein. Sie wurden auf dem Altar aufgeschlitzt, ihr Blut vergossen, Innereien verbrannt »zum beruhigenden Duft für den Herrn«.
Doch nicht Gott hatte dem Volk Israel diesen blutigen Opferkult befohlen - die Israeliten hatten diesen aus heidnischen Kulten übernommen. Schon die Propheten des Alten Bundes prangerten das Gemetzel an den Tieren an.
»Ihr Fleischessen ist mir ein Gräuel....«
In der Bibel steht beim Propheten Hosea (8,13): »Ihr Opferschlachten und Fleischessen sind mir ein Gräuel, und der Herr hat kein Gefallen daran, sondern wird ihrer Missetaten gedenken und sie für ihre Missetaten heimsuchen.«
Durch den Propheten Amos (5,21-24) sagt Gott unmissverständlich, was er von Schlachtfesten an Feiertagen hält: »Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speiseopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran.«
Beim Propheten Jesaja (66,3) heißt es: »Wer einen Ochsen schlachtet, ist eben als einer, der einen Menschen erschlüge…«
Jesus liebte die Tiere
Jesus von Nazareth wurde im Stall mitten unter den Tieren geboren. Gab Gott damit den Menschen nicht ein Symbol, dass Sein Sohn nicht in einem Palast, sondern zwischen Schafen, Rindern und Eseln zur Welt kam? Christus brachte uns Menschen die Botschaft der Liebe: Die Liebe zu Gott, die Nächstenliebe und die Liebe zu den Tieren, ja zur ganzen Schöpfung. Leider lassen die vier etablierten Evangelien der Bibel nur bruchstückhaft erahnen, was Jesus zu seiner Erdenzeit tatsächlich alles gesagt und wie er gewirkt hat. So blieb die Tierliebe Jesu, von der viele antike Texte zeugen, in so genannten apokryphen Schriften verborgen.
Aus der frühchristlichen Geschichtsschreibung wird deutlich: Jesus und seine Jünger aßen kein Fleisch, sie lebten vegetarisch. In apokryphen Schriften ist überliefert, wie sich Jesus für die Tiere einsetzte: »Weh euch, die ihr nicht hört, wie es [das geschlagene Tier] zum Schöpfer im Himmel klagt und um Erbarmen schreit! Dreimal wehe aber über den, über welchen es in seinem Schmerz schreit und klagt.« (Petrusakten 38, zit. nach Skriver, Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, S. 128)
Im »Evangelium Jesu«, einem apokryphen Bericht über das Leben Jesu, ist zu lesen: »Wahrlich, Ich sage euch, darum Bin Ich in die Welt gekommen, dass Ich abschaffe alle Blutopfer und das Essen des Fleisches der Tiere und Vögel, die von Menschen geschlachtet werden.«
Jesus trieb die Tierhändler aus dem Tempel
Bekannt ist die Szene, wie Jesus von Nazareth beim Passahfest in Jerusalem die Tierhändler aus dem Tempel hinaustrieb und die Tiere freiließ: »Das Passahfest war nahe, und Jesus zog wieder von Bethanien hinauf nach Jerusalem. Und Er fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schafe und Tauben feil hatten und auch die Geldwechsler. Da machte Er eine Geißel aus sieben Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus. Er ließ die Schafe und Ochsen und die Tauben frei, schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um. Und Er sprach zu ihnen: "Schafft all das hinaus und macht nicht Meines Vaters Haus zu einem Kaufhaus. Steht es nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht und es mit allen möglichen Gräueln erfüllt."«
Machen Sie Ostern statt zu einem Schlachtfest zu einem Fest der Liebe
Wer zu Ostern sein Haus nicht zu einer Räuberhöhle machen will, sollte ein Festmahl bereiten, für das kein Tier leiden und qualvoll sterben musste. So hielten es auch die ersten Christen: Die meisten waren Vegetarier, so wie Jesus von Nazareth und seine Jünger es gewesen waren. Johannes Chrysostomus (er war Erzbischof von Konstantinopel und gilt als einer der größten christlichen Prediger) schrieb im 4. Jahrhundert über eine Gruppe vorbildlicher Christen: »Keine Ströme von Blut fließen bei ihnen; kein Fleisch wird geschlachtet und zerhackt ... - Bei ihnen riecht man nicht den schrecklichen Dunst des Fleischmahles ... Wünschen sie ein üppiges Mahl, so besteht ihre Schwelgerei aus Früchten, und dabei empfinden sie höheren Genuss als an königlichen Tafeln.« (Homil. 69)
Schwelgen Sie zu Ostern also in Früchten und Gemüsen. So wird eines der größten Schlachtfeste des Jahres zumindest in Ihrem Haus zu einem Fest der Liebe - der Liebe zu Menschen und Tieren.
Die verheimlichte Tierliebe Jesu
Als Kirchenvater Hieronymus (347-420 n. Chr.) vom Papst Damasus in Rom um das Jahr 382 den Auftrag erhielt, aus den vielen verschiedenen und sich teilweise widersprechenden Überlieferungen des Evangeliums die erste lateinische Bibel (»Vulgata«) zusammenzustellen, stand er unter dem großem Druck der entstehenden Machtkirche und der politischen Kräfte. Die Lehren des Nazareners über einen friedfertigen Umgang des Menschen mit den Tieren durften in der Bibel der römischen Kirche keinen Platz finden. Denn im römischen Reich wurde viel und gerne Fleisch gegessen, und mit vegetarisch lebenden Pazifisten, die den Kriegsdienst verweigerten, konnten die römischen Machthaber nichts anfangen.
Doch Kirchenvater Hieronymus, der Verfasser der Bibel, wusste von der vegetarischen Lebensweise im Urchristentum und der Tierliebe Jesu:
»Der Genuss des Tierfleisches war bis zur Sintflut unbekannt... Jesus Christus, welcher erschien, als die Zeit erfüllt war, hat das Ende wieder mit dem Anfang verknüpft, so dass es uns jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tierfleisch zu essen.«
(Adversus Jovinianum I, 30)
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