Sandor, die sprechende Fledermaus
Spannender Kinderkrimi über Freunde, die sich für Tiere und Umweltschutz engagieren
Buchvorstellung von Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE
»Sandor« ist eine beliebte Kinderbuchreihe über die ungewöhnliche Freundschaft der sprechenden Fledermaus Sandor und dem Jungen Jendrik. Im vierten Teil der Buchreihe »Der geheime Schwarm« geht es um ein brandaktuelles Thema: Es gibt immer weniger Insekten! Fledermaus Sandor und die anderen Fledermäuse finden zu wenig Nahrung.
Fledermaus Sandor schläft seit einiger Zeit bei Jendrik im Zimmer. Seitdem hat Jendrik dort keine Fliege, keinen Weberknecht und keine Spinne mehr gesehen. Doch heute ist Sandor nicht da. Jendrik sucht die Fledermaus überall.
Auf seiner Suche nach Sandor findet Jendrik eine Fledermaus am Straßenrand. Er erkennt, dass es zum Glück nicht Sandor ist, sondern eine Mopsfledermaus. Vorsichtig nimmt Jendrik die offenbar kranke und entkräftete Fledermaus mit einem Taschentuch hoch und legt sie in seine Mütze. Doch als er zu Hause ankommt, lebt die Mopsfledermaus nicht mehr.
Jendrik will herausfinden, woran die Mopsfledermaus gestorben ist. Er bringt sie zum Tierarzt. Hm, die sieht unterernährt aus. Vielleicht ist sie verhungert , sagt der Tierarzt.
Als Jendrik seinem Freund, der Fledermaus Sandor, davon berichtet, sagt diese: »Das passt genau zu meinen Recherchen!« Sandor hat nämlich unterdessen mit vielen anderen Fledermäusen gesprochen. Sie finden nicht mehr genug Nahrung!
Und Sandor hat auch herausgefunden, warum die Fledermäuse immer weniger Nahrung finden. Er zeigt Jendrik ein wunderschön blühendes Rapsfeld. »Hör genau hin!«, fordert Sandor den Jungen auf. »Ich hör nix!«, sagt Jendrik. »Das ist es ja eben!«, raunt Sandor. »Ist das nicht gespenstisch? Dieses schöne gelbe Feld, diese strahlende Landschaft. Aber kein Brummen, kein Summen ist zu hören.« Nun erkennt Jendrik das Problem: Hier fliegen keine Insekten! Keine Bienen!
Ist das nicht gespenstisch? Ein blühendes Rapsfeld ohne Insekten!
Den Grund dafür hat Fledermaus Sandor auch schon entdeckt: Die Felder werden mit Gift gespritzt! Denn: Was Landwirte Pflanzenschutzmittel nennen, ist in Wirklichkeit Insektenvernichtungsmittel!
Sandor teilt seine Befürchtungen mit Jendrik: »Wenn es zu wenig Insekten gibt, gibt es bald keine Fledermäuse mehr!« Und er erzählt Jendrik, dass es früher viel mehr Schmetterlinge und andere Insekten gegeben habe. Den Blutbär zum Beispiel, einen kleinen schwarzen Schmetterling mit roten Punkten und langen Strichen am Flügelrand - für eine Fledermaus sehr schmackhaft - hat Sandor schon lange nicht mehr gesehen.
»Wenn es zu wenig Insekten gibt, gibt es bald keine Fledermäuse mehr!«
Jendrik ist sauer auf die Erwachsenen, dass sie so etwas zulassen. Er gründet eine Kinderbande: die Blutbär-Bande. Das klingt stark, gruselig und geheimnisvoll. Die Blutbärbande klaut bei dem Landwirt, dem das Rapsfeld gehört, einen
Kanister voll Gift. Die Kinder rufen bei der Zeitung an: »Heute um 15 Uhr auf dem Marktplatz wird s giftig. Seien Sie da! Hier spricht die Blutbärbande!« Auch bei der Polizei ruft eines der Kinder an. Schließlich geht es um ein schweres Verbrechen an der Natur. Und das muss gemeldet werden, finden die Kinder.
Doch die Polizisten kommen nicht, um ein Verbrechen an der Natur aufzuklären, sondern wegen des Diebstahls eines Kanisters mit Spritzmittel.
Gerade als die Polizisten Jendrik, Lilli und Friedrich mit auf die Polizeiwache nehmen wollen, ertönt ein lautes Pfeifen, Summen und Brummen. Eine dunkle Wolke kommt wellenartig auf sie zu. Vor der Wolke fliegt eine Fledermaus. Ihr folgen Amseln, Meisen, Spatzen, Goldammern, Lerchen, Bienen, Hummeln, Käfer, Libellen und viele Schmetterlinge...
Inzwischen ist auch ein Kameramann vom Fernsehen auf den Marktplatz gekommen. »Wir wollen, dass Kinder und auch Tiere eine Chance auf ein gesundes Leben haben«, sagt Jendrik ins Mikrofon. »Alle Tiere haben sich zusammengeschlossen, um zu zeigen, dass alles miteinander verbunden ist und wir die Natur schützen müssen.« Und er zeigt auf den Gift-Kanister. Friedrich ergänzt: »Wir fordern ein Verbot aller Mittel, die dem Boden, dem Grundwasser und den Tieren schaden!« Werden Jendrik und seine Freunde den Fledermäusen helfen können?
Das Buch
Die Autorin
Dorothea Flechsig (Jahrgang 1968) ist Autorin und Verlegerin von Kinderbüchern und schreibt Kindergeschichten fürs Fernsehen. |
»Kinder sollten nicht glauben, sie seien zu klein oder zu schwach«
FREIHEIT FÜR TIERE: Wie sind Sie darauf gekommen, Tiergeschichten für Kinder zu schreiben?
Dorothea Flechsing: Ich bin mit meinen beiden Schwestern in einem Dorf in Oberfranken aufgewachsen. Wir durften zum Glück viele Haustiere haben. Wir hatten eine Hündin, die zweimal Welpen bekam, das war sehr aufregend. Meine Oma lebte mit uns im Haus. Ihr gehörten eine Katze und ein Wellensittich. Meine jüngere Schwester war für ein Meerschweinchen verantwortlich. Ich kümmerte mich noch um ein Kaninchen, und dann gab es außerdem unsere Schildkröte Charlie.
In meinem ersten Kinderbuch Petronella Glückschuh habe ich viele Erlebnisse aufgeschrieben, die wirklich so passiert sind. Vielleicht will ich mir die intensiven Erlebnisse meiner Kindheit bewahren, indem ich sie in Worten festhalte. Bis heute erlebe ich die Natur und Tierwelt als große Quelle der Inspiration. Es gibt für mich nichts Beeindruckenderes. Es ist unsere Pflicht, diese Vielfalt zu erhalten!
FREIHEIT FÜR TIERE: Das Sandor-Buch ist ja nicht nur eine spannende Geschichte mit Kindern und Tieren, sondern es geht um ein dramatisches Thema: das Insektensterben. Warum möchten Sie dieses Thema den Kindern näher bringen?
Dorothea Flechsing: In erster Linie möchte ich Kinder spannend unterhalten. Ihnen soll es Freude bereiten, die Geschichte zu lesen. Nur dann kann ich sie erreichen. Wenn ich es jetzt schaffe, Unterhaltung mit Werten wie beispielsweise Achtsamkeit gegenüber allen Lebewesen, Engagement für bedrohte Pflanzen und Tiere zu erwecken, trage ich zum Tier- und Umweltschutz bei. Das macht mich glücklich.
Das Thema Insektensterben wollte ich aufgreifen, weil es für meine Hauptfigur Sandor überlebenswichtig ist. Gibt es weniger Insekten, gibt es auch weniger Fledermäuse...
FREIHEIT FÜR TIERE: Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern von Freiheit für Tiere noch sagen?
Dorothea Flechsing: Kinder sollten nicht glauben, sie seien zu klein oder zu schwach, sich für den Lebensraum von Tieren stark zu machen. Wir Erwachsene können Vorbild sein und ihnen zeigen, dass viele kleine Schritte auch Großes bewirken.