TIERethik: Warum Jagd?
Von Julia Brunke
Die Ausgabe 2-2013 von TIERethik widmet sich einem aktuellen Thema: der Jagd. Unbedingt empfehlenswert ist der Grundsatzartikel Warum Jagd? Folgen des Jagens für Menschen, Tiere, Pflanzen und Landschaften des renommierten Zoologen und Ökologen Prof. Dr. Josef H. Reichholf. Ein Muss für alle, die sich für eine Natur ohne Jagd einsetzen!
Prof. Dr. Josef H. Reichholf legt überzeugend dar, weshalb die Regulation von frei lebenden Tierbeständen durch die Jagd nicht funktioniert und auch nicht nötig ist. Ausgang seines Artikels ist das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte von 2012 mit seinen Folgen für das Revierjagdsystem: Grundstückseigentümer müssen die Jagd auf ihrem Grund und Boden nicht mehr dulden, wenn sie diese aus ethischen Gründen ablehnen.
Die Jäger versuchen die Jagd mit ökologischen Gründen zu rechtfertigen. Der Ökologe Reichholf geht diesen immer wiederholten und wenig hinterfragten ökologischen Notwendigkeiten auf den Grund. Und er stellt in aller Deutlichkeit fest, dass Jagd in der Kulturlandschaft aus ökologischen Gründen nicht sein muss. Jagdleidenschaft (Passion) ist kein Auftrag der Gesellschaft und kann es auch nicht sein. Irgendwelche Tierarten kurz zu halten", bildet allenfalls eine Forderung von Land- und Forstwirtschaft. Doch Reichholf belegt, dass der Wildschaden in der Land- und Forstwirtschaft weniger groß ausfallen würde, wenn das Wild nicht so scheu wäre und wenn mehr Raubtiere als natürliche Feinde des Schalenwildes in Wald und Flur zugelassen würden.
Der dichtbesiedelte Kanton Genf (Jagdverbot seit 40 Jahren) und der Schweizerische Nationalpark (Jagdverbot seit 100 Jahren) beweisen laut Reichholf, dass weder im Siedlungsraum der Menschen noch in besonders naturnahen Naturschutzgebieten eine Kontrolle der Bestände durch die Jagd notwendig ist.
Die gegenwärtig rund 340.000 Jagdscheininhaber in Deutschland repräsentieren nicht einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung. Die Einbußen an Naturerleben betreffen aber grundsätzlich alle Menschen , so Reichholf.
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