Vegane Ernährung für Hunde
Von Andrea Kleist, zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde
Wer Hunde hält, muss sie auch artgerecht ernähren. Dabei bedeutet »artgerecht« für viele Menschen vor allem eins: viel Fleisch. Schließlich stammen Hunde von Wölfen ab und diese sind nun mal hauptsächlich Fleischfresser. Aber ist diese Annahme wirklich korrekt? Benötigen Hunde viel Fleisch beziehungsweise benötigen sie überhaupt welches? Und ist eine fleischlastige Hundeernährung in Zeiten von Klimawandel, Massentierhaltung und Artensterben überhaupt noch zeitgemäß und ethisch vertretbar?
Tag für Tag werden mehr als 3 Millionen Kilo Fleisch an Deutschlands Hunde verfüttert
Die Zahl der vegan lebenden Menschen nimmt kontinuierlich zu. In der Hundeernährung zeichnet sich eine gegensätzliche Entwicklung ab: Je höher der Fleischanteil im Hundefutter ist, desto hochwertiger wird es angesehen. Insbesondere die BARF-Methode (»biologisch artgerechtes rohes Futter«), die rohes Fleisch, Innereien, Knochen sowie Obst und Gemüse umfasst, gilt als optimal, da sie der natürlichen Ernährungsweise von Wölfen nachempfunden ist. Dabei wird oft auch auf hochwertiges Muskelfleisch gesetzt, das für den menschlichen Verzehr noch geeignet wäre. Der Anteil tierischer Lebensmittel in der Hundeernährung beträgt nicht selten um die 80 Prozent.
Das Ausmaß des enormen Fleischkonsums der Hunde alleine in Deutschland zeigt folgendes Rechenbeispiel sehr prägnant: Im Jahr 2023 lebten 10,5 Millionen Hunde in Deutschland - im Durchschnitt in jedem vierten bis fünften Haushalt einer. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren. Ausgehend von Hunden mit einem Durchschnittsgewicht von 20 kg werden mehr als 3,3 Millionen Kilo Fleisch insgesamt benötigt - und das pro Tag!
Auch beim Fertigfutter werben viele Futtermittelhersteller mit hohen Fleischanteilen von 70 Prozent und mehr, da auch hierbei ein hoher Fleischanteil als Qualitätsmerkmal des Futters angesehen wird. Doch unabhängig davon, welche Qualität das verwendete Fleisch aufweist, ob es aus biologischer oder konventioneller Haltung stammt, steht diese Sichtweise im großen Widerspruch zum Tierschutz.
Tierschutz muss bei Hundernährung nicht Halt machen
Dass der Tierschutz nicht bei der Hundeernährung Halt machen muss, verdeutlicht der Blick in die Entwicklungsgeschichte des Hundes. Forschungen legen nahe, dass die Entwicklung vom Wolf zum Hund in der Steinzeit begann, wobei die heutige Vielfalt an Hunderassen den Höhepunkt der Domestizierung darstellt. Ein wesentlicher Schritt in dieser Entwicklung war der Übergang zur Landwirtschaft während der neolithischen Revolution, der die Ernährungsgewohnheiten der Menschen und damit auch die ihrer Hunde veränderte. Hunde erhielten vermehrt stärkehaltige Essensreste anstelle der fleischreichen Wolfsnahrung, was dazu führte, dass sich ihre Verdauung entsprechend angepasst hat. Das konnte unter anderem durch eine erhöhte Kopiezahl des Gens AMY2B bei der Hundepopulation weltweit belegt werden. Dieses Gen ist für die Verdauung von Stärke notwendig, da es die genetische Anleitung enthält, um das Verdauungsenzym Amylase zu produzieren. Eine hohe Kopiezahl des AMY2B-Gens zeigt daher die Fähigkeit von Hunden, Stärke effektiv zu verdauen - eine Eigenschaft, die Wölfe bis heute nicht in diesem Ausmaß besitzen. Stärke, die zum Beispiel in Getreide und Pseudogetreide, Hülsenfrüchten und Knollen vorkommt, kann von Hunden daher nahezu vollständig verdaut werden, vorausgesetzt, die Lebensmittel wurden vorher ausreichend weichgekocht.
Dass eine vegane Fütterung von Hunden möglich ist, zeigt ein Blick auf die historische Entwicklung der Hundeernährung. So war es noch in den 1960er Jahren durchaus üblich, Hunden übriggebliebene Tischabfälle zu füttern, die oft fleischarm oder sogar rein pflanzlich waren. Berichten zufolge soll der älteste bekannte Hund der Welt vegan ernährt worden sein. Insbesondere in Zeiten von Kriegen und Wirtschaftskrisen, in denen Fleisch ein Luxusgut war, haben sich die Menschen über sehr lange Perioden hinweg gezwungenermaßen größtenteils von pflanzlichen Lebensmitteln wie Brot, Hülsenfrüchten und Kartoffeln ernährt - und damit auch ihre Hunde gefüttert.
In den letzten 50 Jahren änderte sich aber die Hundeernährung enorm und das Füttern von Essensresten wurde durch die Einführung von kommerziellem Hundefutter und geschickten Marketingstrategien zunehmend zu einer komplexen und scheinbar schwierigen Angelegenheit. Da Fleisch durch industrielle Massentierhaltung immer günstiger und leicht verfügbar wurde, stieg der Fleischkonsum in den letzten Jahrzehnten nicht nur bei den Menschen dramatisch an, sondern auch bei ihren Hunden. Seitdem gilt das Verfüttern großer Mengen an Fleisch als Notwendigkeit, um Hunden eine ausgewogene Nährstoffversorgung zu bieten. Aber benötigen Hunde überhaupt Fleisch oder können sie auch bedarfsdeckend vegan ernährt werden?
Benötigen Hunde überhaupt Fleisch?
m Fokus steht hierbei oft die Versorgung mit Proteinen. Prinzipiell ist die Proteinverdaulichkeit von Fleisch mit bis zu 98 Prozent am höchsten. Doch auch pflanzliche Proteine sind hinsichtlich ihrer Verdaulichkeit nicht unbedingt schlechter, wenn auch einige Unterschiede erwähnt werden sollten. So weisen die im Getreide vorkommenden Getreidekleber ebenfalls eine sehr hohe Proteinverdaulichkeit von bis zu 94 Prozent auf, Proteine aus Hülsenfrüchten wie etwa Erbsen oder Bohnen bis zu 85 Prozent. Die im Gemüse vorkommenden Proteine, wie beispielsweise im Kohl oder Spinat, werden hingegen nur zu 63 Prozent verdaut. Bei der Verdaulichkeit von tierischen Fetten und pflanzlichen Ölen gibt es hingegen keine Unterschiede.
Wenn diese Besonderheiten im Rationsplan berücksichtigt werden, stellt die verminderte Proteinverdaulichkeit von veganem Futter für Hunde generell kein Problem dar. Der wichtigste Grundsatz lautet in diesem Zusammenhang nämlich: Hunde benötigen bestimmte Nährstoffe und nicht bestimmte Nahrungsmittel. Für die Ernährung des Hundes spielt es keine Rolle, aus welcher Quelle die Nährstoffe stammen. Wichtig ist daher eine bedarfsdeckende Ration, unabhängig davon, ob sie Fleisch enthält oder nicht.
Wichtig ist aber nicht nur das ausreichende Vorhandensein von Proteinen in den Lebensmitteln, sondern auch die Zufuhr von essentiellen Aminosäuren. Da Proteine aus Aminosäuren bestehen, sollte daher nicht nur der individuelle Proteinbedarf von Hunden definiert werden, sondern auch der Bedarf an essentiellen Aminosäuren. Hier gibt es bei der veganen Hundeernährung einige Besonderheiten: So ist zum Beispiel die essentielle Aminosäure Methionin in nur unzureichendem Maße in veganen Lebensmitteln vorhanden, was eine Supplementierung zwingend notwendig macht.
Wer die veganen Mahlzeiten für seinen Hund selbst zubereitet, findet inzwischen eine gute Auswahl an Ergänzungsmitteln auf dem Markt, die speziell für die vegane Hundeernährung konzipiert wurden und alle essentiellen Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe enthalten (z. B. Vegan4Dogs V-Complete). Das macht das Zusammenstellen einer bedarfsdeckenden veganen Ration recht unkompliziert. Unabhängig davon ist das Supplementieren gewisser Vitamine und Mineralstoffe bei jeder Fütterungsform notwendig - unabhängig davon, ob der Hund ein fleischlastiges, vegetarisches oder veganes Futter erhält.

»Eine selbst gekochte, frische Ration stellt IMMER die allerbeste Nahrung für Hunde dar und ist daher Fertigfutter vorzuziehen«, erklärt Andrea Kleist.
»Denn genauso wie wir Menschen, profitieren auch unsere Hunde von einer vollwertigen und abwechslungsreichen Ration. Das kann Fertigfutter deinem Hund einfach nicht bieten.« · Bild: Vitaliy Abbasov · Shutterstock.com
Ist eine vegane Fütterung von Hunden sinnvoll?
Hunde vegan zu füttern ist nicht nur unter ethischen Aspekten zu empfehlen, da auch der gesundheitliche Aspekt eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Viele Hunde leiden an Allergien oder Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel, vertragen verschiedene Futtersorten nicht und oft besteht große Unklarheit, was konkret die Allergie oder Unverträglichkeit auslöst.
Eine Studie von Veterinären der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig Maximilian Universität München und des College of Veterinary Medicine, North Carolina State University (1) aus dem Jahr 2016 konnte zeigen, dass die Lebensmittel, die am häufigsten zu allergischen Reaktionen bei Hunden beitragen, Rind, Milchprodukte, Huhn, Lamm und Weizen sind. Oftmals leiden diese Hunde auch an einer gestörten Darmflora, die unter anderem durch eine falsche bzw. einseitige Fütterung entstehen kann und weitere Krankheiten begünstigt. Eine vegane Fütterung kann in diesem Fall für die Gesundheit des Hundes eine mögliche Alternative sein.
Neueste Studien, wie die 2023 veröffentliche Meta-Studie »The Impact of Vegan Diets on Indicators of Health in Dogs and Cats« (2) stufen die vegane Hundeernährung als eine Möglichkeit ein, Hunde gesund und ausgewogen zu ernähren, wobei auf eine richtige Zusammenstellung der Lebensmittel und einige Besonderheiten in der Zubereitung unbedingt geachtet werden sollten. Aus diesem Grund ist es anzuraten, sich mit dieser Thematik etwas näher zu befassen. Wer sicher gehen möchte, dass der Hund eine bedarfsdeckende und vollwertige Ernährung erhält, die auch den ethischen Aspekt vereint, kann den Rationsplan durch eine Ernährungsberaterin für vegane Hundeernährung auf die individuellen Bedürfnisse des Tieres abstimmen lassen.
Quellen:
(1) Mueller, R.S., Olivry, T. & Prélaud, P.: Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (2): common food allergen sources in dogs and cats. BMC Vet Res12, 9 (2016). https://bmcvetres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12917-016-0633-8
(2) Domínguez-Oliva A, Mota-Rojas D, Semendric I, Whittaker AL.: The Impact of Vegan Diets on Indicators of Health in Dogs and Cats: A Systematic Review. Vet Sci. 2023 Jan 12;10(1):52. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9860667/
· Bergström, A., Stanton, D.W.G., Taron, U.H. et al.: Grey wolf genomic history reveals a dual ancestry of dogs. Nature 607, 313–320 (2022). www.nature.com/articles/s41586-022-04824-9
· Thalmann O, Shapiro B, et al.: Complete mitochondrial genomes of ancient canids suggest a European origin of domestic dogs. Science. 2013 Nov 15;342(6160):871-4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24233726/
· Arendt M, Cairns KM, Ballard JW, Savolainen P, Axelsson E.: Diet adaptation in dog reflects spread of prehistoric agriculture. Heredity (Edinb). 2016 Nov;117(5):301-306. doi: 10.1038/hdy.2016.48. Epub 2016 Jul 13. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5061917/
· Losey, Robert J, et al: The evolution of dog diet and foraging: Insights from archaelological canids in Siberia. Science Advances vol 8, 29 (2022). www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6493
Die Autorin
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Nach ihrer Ausbildung zur veganen Ernährungsberaterin für Menschen hat sich Andrea Kleist an der Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltenstraining als zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde ausbilden lassen. Aus tiefer Überzeugung befasst sich Andrea Kleist mit allen Themen rund um die vegane (Hunde-)Ernährung. Ihr Angebot reicht vom Erstellen veganer Rationspläne für gesunde und kranke Hunde in allen Lebensstadien, über Onlinekurse und eBooks bis hin zur persönlichen, intensiven Begleitung bei der Rationsumstellung und Optimierung der Gesundheit. Informationen: Internet: vegan-fuer-hunde.de Instagram: @vegan.fuer.hunde E-Mail: hallo@vegan-fuer-hunde.de |
Das Buch
Spinat-Buchweizenpasta mit gelben Linsen
ZUTATEN
Mengenangabe für einen 20 Kilogramm schweren Hund mit normalem Aktivitätslevel
410 g gekochte gelbe Linsen
230 g gedünsteter Spinat
260 g gekochte Buchweizennudeln
15 g Walnussöl
2,5 g Salz
veganes Ergänzungsmittel (nach Dosierempfehlung des Herstellers)
ZUBEREITUNG
Die gelben Linsen waschen und ungefähr zehn Minuten länger, als auf der Packungsanleitung angegeben ist, sehr weich kochen. Da sie nach dem Kochen zerfallen, ist ein Pürieren nicht notwendig.
Den frischen Spinat gründlich waschen und dünsten. Alternativ kann Spinat aus dem Tiefkühlregal verwendet werden. Hinweis: Wenn auf die Tiefkühlvariante zurückgegriffen wird, sollte darauf geachtet werden, dass es sich um reinen Spinat ohne Zusätze handelt.
Die Buchweizennudeln ungefähr zehn Minuten länger, als auf der Packungsanleitung angegeben ist, sehr weich kochen.
Die gelben Linsen mit den Nudeln und dem Spinat in eine Schüssel geben. Danach das Öl, Salz und ein veganes Ergänzungsmittel hinzugeben.
Leckerlies
ZUTATEN: Räuchertofu
Räuchertofu eignet sich wunderbar als Snack für Hunde, der frisch gegeben oder getrocknet werden kann.
ZUBEREITUNG
Frisch kann Tofu in Würfelchen geschnitten direkt gefüttert werden.
Wenn er getrocknet werden soll, ist es ratsam, ihn in möglichst dünne Streifen zu schneiden und im Backofen bei 80 Grad drei bis vier Stunden trocknen zu lassen, bis er hart ist.