Schweinemast - Das System Tierquälerei
In einem Schweinemast- und zuchtbetrieb im brandenburgischen Günthersdorf wurden wiederholt massive Missstände dokumentiert: zu enge Kastenstände, sterbende Ferkel, kranke und verletzte Schweine in einem maroden und unhygienischen Stall. Trotz einer Strafanzeige von PETA Deutschland e.V., welche Anfang des Jahres erstattet wurde, haben weder die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) noch das zuständige Veterinäramt des Landkreises Oder-Spree Maßnahmen ergriffen, um das Tierleid in dem besagten Betrieb abzustellen , schrieb die Tierrechtsorganisation in einer Online-Petition an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Woidke. Die Aufnahmen zeigen eindrücklich, dass die tierschutzwidrigen Zustände in diesem Betrieb fortdauern und seitens der Behörden die bereits vor Monaten informiert worden sind offenbar geduldet werden. Ministerpräsident Woidke wird mit der Petition aufgefordert, das Leid der Schweine in diesem Betrieb zu beenden.
Der Tierrechtsorganisation PETA waren im Februar Filmaufnahmen zugespielt worden, welche Anfang 2017 aufgenommen wurden. Auf den Aufnahmen waren extrem mit Exkrementen verschmutzte Schweinebuchten und etliche schwer verletzte sowie tote Ferkel zu sehen.
PETA erstattete daraufhin umgehend Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz sowie zahlreicher gravierender Verstöße gegen die Vorschriften der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Zudem wurde das Veterinäramt über die Missstände in Kenntnis gesetzt.
Keine Verbesserung der Haltungsbedingungen
Doch die katastrophalen Zustände wurden offenbar nicht abgestellt. Die Tiere leiden und sterben weiter unter desolaten Haltungsbedingungen , so PETA. Filmaufnahmen vom Juni 2017 zeigen erneut lebensschwache, schwer verletzte, sterbende und bereits tote Ferkel. Schwer kranke Tiere unterschiedlichen Alters werden einfach in der Stallgasse sich selbst und damit ihrem traurigen Schicksal überlassen. Die leblosen Körper der Tiere werden nicht ordnungsgemäß in so genannten Kadaver tonnen entsorgt, sondern einfach draußen vor dem Stall liegen gelassen , berichtet die Tierrechtsorganisation.
Die Muttersauen sind in derart engen Kastenständen eingesperrt, dass sie Mühe haben, sich aufzurichten. Aufgrund der Enge haben die Sauen nicht einmal die Möglichkeit, ihre Gliedmaßen auszustrecken, ohne einander zu bedrängen. Einige Tiere liegen mehr über- als nebeneinander, weil sie einander nicht ausweichen können , so PETA.
Die Messung eines Kastenstandes habe eine Breite von lediglich etwa 58 cm ergeben, was die übliche Kastenstandbreite von 70 cm bei Sauen und 65 cm bei Jungsauen deutlich unterschreite. Ein Gerichtsurteil des Oberverwaltungsgerichtes Magdeburg kam 2015 zu dem Schluss, dass bereits diese Maße zu gering sind, wenn die Kastenstände nebeneinander aufgereiht sind und ein ungehindertes Durchstrecken der Gliedmaßen nicht möglich ist. Dies bestätigte das Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2016 , erklärt Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. Entsprechend der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung müssen alle belegten Kasten stände so gestaltet sein, dass jedes Schwein ungehindert aufstehen, sich hinlegen sowie den Kopf und in Seitenlage die Gliedmaßen ausstrecken kann. Diese Vorschrift wird im Günthersdorfer Betrieb völlig missachtet.
In einigen Mastbuchten seien deutlich zu viele Tiere eingesperrt. Unter derart lebensfeindlichen Haltungsbedingungen kommt es immer wieder zu Kannibalismus unter den Tieren dem so genannten Schwanz- und Ohrenbeißen. Blutende und teils abgebissene Ohren(spitzen) und Schwänze sind die Folge. Ein totes Schwein wurde von seinen Artgenossen angefressen , erklärt Haferbeck. In einer der besonders vollen Mastbuchten werden 32 Mastschweine auf einer Fläche von 2,45 m x 2,95 m gehalten. Dies entspricht einer Besatzdichte von 0,226 m pro Tier. Zulässig ist für Mastläufer nach 29 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung jedoch eine mehr als doppelt so große Mindestfläche von 0,5 m pro Tier.
In den Stallungen herrschten auch Monate nach der ersten Strafanzeige extrem unhygienische Bedingungen, die seuchenschutztechnisch als bedenklich eingestuft werden müssten.
PETA fordert Schließung des Mastbetriebs
PETA hat weiteres Videomaterial im August an die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) übersandt. Die Tierrechtsorganisation verlangt die sofortige Schließung des Betriebs und ein Tierhalteverbot für die Verantwortlichen. Darüber hinaus hat PETA auch die Verantwortlichen des zuständigen Veterinäramtes wegen Vernachlässigung der Amtspflicht angezeigt.
Auf Presseanfragen Anfang September sagte der Amtstierarzt, dass seit der Anzeigenerstattung im Februar die Anlage wöchentlich kontrolliert werde. Es seien damals 30 schwerwiegende Mängel festgestellt worden. Der Betrieb sei dabei, diese abzuarbeiten, es müsse aber noch vieles getan werden. Bislang ziehe das Veterinäramt keine Schließung der Anlage in Betracht. (Tierquälerei im Schweinestall? Uckermark Kurier, 9.9.2017)
Dieser Fall zeigt wieder einmal deutlich, wie selbst gegen die ohnehin minimalen gesetzlichen Regelungen verstoßen wird. Trotz umfassender Anzeige durch PETA wurde seitens des zuständigen Veterinäramtes nicht durchgegriffen , kritisiert Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. Einmal mehr zeigt sich das Vollzugsdefizit in Deutschland nicht einmal geltendes Recht wird durchgesetzt, Missstände werden toleriert. Trotz behördlicher Kontrollen konnten die Betreiber offenbar seit Monaten ohne jegliche Einschränkungen mit ihrer katastrophalen Tierhaltung fortfahren.
Doch selbst wenn alle Gesetze eingehalten werden, leiden die Tiere aufgrund von Zucht und Haltung tägliche Qualen.
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