Das faszinierende Staatswesen der Roten Waldameise
Das komplexe Zusammenleben der Ameisen und ihre verblüffenden Fähigkeiten, miteinander zu kommunizieren, inspirierten Armin Schieb zu einem außergewöhnlichen Projekt: In faszinierenden drei dimensionalen Zeichnungen gibt er uns tiefe Einblicke in das Staatswesen der Großen Roten Waldameise - Schwarmintelligenz in 3D.
»Ameisen gehören für mich zu den faszinierendsten Lebewesen«, so Armin Schieb. »Ihre Fähigkeiten, ihr perfekt organisiertes Staatswesen und ihre Bedeutung für die Umwelt lassen uns zu Recht staunen. Ameisen verdienen unseren Respekt und unseren Schutz.«
In dem illustrierten Sachbuch »Das Ameisenkollektiv - Entstehung und Organisation eines Waldameisenvolkes« zoomt Armin Schieb die winzigen Insekten beeindruckend nah heran. Auf der Grundlage einer umfassenden und grundlegenden wissenschaftlichen Recherche entwickelte er dreidimensionale Modellbilder. Dabei betrachtet er die Roten Waldameisen vom Körperbau über das Paarungsverhalten hin zu Nestbau und Nahrungssuche im Wechsel der Jahreszeiten. Die faszinierenden digitalen Illustrationen sind voll gepackt mit Informationen über Biologie, Ökologie und Verhalten. Ergänzt werden sie durch fundierte Infotexte, die auf besonders gelungene Weise in die Bilder eingebunden sind. So wird umfassendes Wissen anschaulich vermittelt und bleibt im Gedächtnis.
Ameisen interessieren Armin Schieb wegen ihres vielschichtigen Soziallebens, ihrer Kooperation bei der Lösung komplexer Aufgaben und nicht zuletzt auch wegen ihrer Wechselbeziehung zur Umwelt. Zunächst plante er für seine Masterarbeit das Thema Schwarmintelligenz . Bei seiner Recherche entdeckte er in einer National Geographic -Ausgabe eine Fotoreportage über südamerikanische Treiberameisen. Darin wurden die Ameisen aus nächster Nähe bei ihren sozialen Tätigkeiten gezeigt. Diese Reportage beeindruckte ihn so sehr, dass er beschloss, die Schwarmintelligenz anhand von Ameisen zu illustrieren.
Als Ameisenart wählt er die heimische Rote Waldameise. Diese konnte er vor Ort in der Natur beobachten und dabei eigenes Anschauungsmaterial sammeln. Auf der Basis eigener Skizzen, Fotos sowie wissenschaftlichen Darstellungen baute Armin Schieb digitale 3D-Modelle der Ameisen, ihres Nestbaus und anderer Bildmotive. Anschließend arrangierte er die Modelle zu Szenerien und setzte sie atmosphärisch in Szene.
Ein wichtiges Anliegen bei der Gestaltung des Buches ist eine glaubhafte Darstellung der Ameisen und ihrer Umgebung. Das Buch soll den Betrachter mit den unscheinbaren und fremden Tieren vertraut machen. Es ist Armin Schieb sehr wichtig, dass Ameisen als Tiere wahrgenommen werden. Ziel ist es, beim Leser und Betrachter Interesse und Respekt für die Ameisen zu wecken, um diese faszinierenden Tiere als schützenswert zu verstehen.
Waldameisen wirken als Gesundheitspolizei des Waldes und stabilisieren das ökologische Gleichgewicht. Sie bekämpfen Schädlinge und beseitigen Aas.
Die Roten Waldameisen ernähren sich hauptsächlich von pflanzlicher Nahrung wie Honigtau, Blütennektar, Baumsäften, Beeren und Pflanzensamen, die sie auf Ameisenstraßen in ihr Nest transportieren, wodurch sie auch zur Verbreitung von Samen beitragen.
Gesundheitspolizei des Waldes
Ein Drittel der Nahrung ist tierischen Ursprungs, vor allem Insekten, Spinnen, Würmer. Die Arbeiterinnen erbeuten Käfer und Raupen, die potentiell schädlich für die Bäume des Waldes sind, wie zum Beispiel Borkenkäfer und ihre Larven. Aus diesem Grund sind Bäume in der Nähe von Ameisennestern gesünder als Bäume ohne Ameisenbesuch. Außerdem tragen Ameisen zur Verbreitung von Pflanzensamen bei. Durch den Abbau von Holz und Laub für den Nestbau sorgen sie zudem für die Lockerung des Bodens und Bildung von wertvollem Humus.
Außerdem verwerten Ameisen das Aas von Vögeln, Reptilien und Säugetieren. Wenn die Tierkadaver zu schwer für den Transport sind, werden sie am Fundort von innen ausgefressen. Das Fleisch transportieren die Arbeiterinnen als Nahrungsbrei in ihrem Kropf in ihr Nest.
Im Nest wird die erbeutete Nahrung verteilt (siehe Graphik). Die Weitergabe an andere Arbeiterinnen findet von Mund zu Mund statt. Im Zentrum des Nestes wird die Nahrung an die Pflegerinnen der Königin verfüttert. Diese Pflegerinnen produzieren einen Futtersaft, den sie an die Königin verfüttern.
Ameisen sind aber auch Nahrung von Vögeln, Eidechsen oder Kröten. Singvögel nutzen das Ameisengift zur Abwehr von Schädlingen wie Vogelmilben, Vogelflöhen und Zecken. Dazu ergreifen Vögel mit dem Schnabel eine Ameise und führen die wiederholt unter ihren Flügeln durch. Dabei versprühen die Ameisen zur Abwehr Gift, wodurch sich die Vögel ihrer Peiniger erwehren. Man kann auch Vögel beobachten, die sich auf Ameisenhügel setzen und mit dem Schnabel in der Nestkuppel stochern, um die Ameisen zum Versprühen ihres Giftes zu veranlassen. Sogar Wildschweine schützen sich auf diese Weise vor Zecken und Flöhen - entsprechend verheerend sieht das Ameisennest anschließend aus und wird von den Arbeiterinnen schleunigst repariert. Die Graphik zeigt einen solchen Angriff, bei dem die Nestkuppel aufgerissen wird - zum Beispiel durch Wildschweine, die den Boden und die Nestkuppel nach Ameisenbrut und Käferlarven durchwühlen. Die Arbeiterinnen verspritzen Ameisensäure zur Abwehr, andere bringen die Larven schnell in Sicherheit.
Die Rote Waldameise ist bedroht
Der eigentliche Feind der Roten Waldameise ist der Mensch: durch Zerstörung ihrer Lebensräume, durch den Einsatz von Insektiziden und die Düngung durch Staubkalk ist der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft. Inzwischen steht die Rote Waldameise auf einer Vorwarnliste gefährdeter Arten. Seit 2005 ist es in ganz Deutschland streng verboten, alle hügelbauenden Waldameisen der Natur zu entnehmen oder sie zu töten. Auch die Zerstörung ihrer Nester ist strengstens untersagt.
Ausgezeichnetes Buchprojekt
Das Buchprojekt »Das Ameisenkollektiv« von Armin Schieb wurde mit »Ausgezeichnet!«, dem Preis für forschungsnahe, exzellente Abschlussarbeiten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) prämiert. »Es gibt derzeit keine Publikation, die sich in dieser wissenschaftlichen Vollständigkeit mit der Großen Roten Waldameise auseinandersetzt. Die Informationsdichte und -genauigkeit transportiert Wissen in Form von Modellbildern in einer Gestaltungshöhe, wie sie in Wissenschaftspublikationen in der Regel nicht vorgestellt wird«, so die Begründung der Jury.
Weitere Informationen mit 3-D-Graphiken:
https://arminschieb.com/ant-collective/
https://zfd.haw-hamburg.de/awards/
das-ameisenkollektiv/das-ameisenkollektiv.html