WILD UND FREI - Die Schönheit afrikanischer Tiere
»Wild und frei« ist mit atemberaubenden schwarz-weiß-Fotografien eine Ode an die Wildnis. Tom D. Jones ist ein begnadeter »fine art«-Fotograf und zeigt Wildtiere wie Elefanten, Giraffen, Nashörner, Gorillas oder Löwen aus nächster Nähe. »Für mich dreht sich alles um die Freiheit des Tieres«, erklärt er. Deshalb gibt es in den Aufnahmen dieses Buches kein einziges Tier, das in irgendeiner Form von Gefangenschaft gehalten wird. Das Ergebnis sind Aufnahmen, welche unter die Haut gehen.
Sieben Jahre hat der mehrfach ausgezeichnete belgische Fotograf an diesem außergewöhnlichen Projekt gearbeitet. »Diese Serie soll den einzigartigen Aspekt unserer Tierwelt hervorheben und den Respekt einflößen, den diese Kreaturen verdienen«, schreibt Tom D. Jones auf seinem Internetauftritt tomjones.com.
GETRAMPEL.
»Der Großteil der Beine eines Elefanten ist mit weichen Polstern bedeckt, die als hervorragende Stoßdämpfer fungieren«, erklärt der preisgekrönte Tierfotograf Tom D. Jones. »Diese Anatomie ermöglicht es den Tieren, trotz ihres enormen Gewichts fast lautlos zu laufen.« Alle Bilder: © Tom D. Jones
Elefanten, Giraffen, Nashörner, Löwen, Zebras, Gnus, Krokodile, Leoparden, Berggorillas oder Geparden - sie alle hat Tom D. Jones in schwarz-weißen Porträts festgehalten. Sein besonderer Fokus liegt immer wieder auf den Elefanten Afrikas, die größten Landlebewesen der Welt. Bei vielen Bildern kommentiert er, in welcher Situation die Fotografien entstanden sind. So nimmt uns der Fotograf ein wenig mit auf seine fotografischen Expeditionen.
Für seine besondere Herangehensweise und die intime Perspektive, die Tom D. Jones bei seinen Bildern verwendet, muss er den Tieren sehr nahe kommen. Dies ist natürlich auch mit Risiko verbunden - und das Bewusstsein seiner Verletzlichkeit erfülle ihn mit Demut, sagt er. Durch das Fotografieren aus der Nähe gelingt es Tom D. Jones, die einzigartige Persönlichkeit jedes Tieres einzufangen - und auch ihre Beziehungen untereinander: Die Elefantenmutter, die liebevoll ihr Kleines bewacht. Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft in der Familie, in der Gruppe. Die starke Ausstrahlung, aber auch die Last der Verantwortung, die auf dem Löwenvater liegt - oder auf dem Silberrücken, dem Anführer einer Gorilla-Gruppe. Entstanden ist eine fotografische Ode an die Wildnis.
MUTTERSCHAFT.
»In meinen Bildern möchte ich meist drei wesentliche Komponenten einfügen: Emotion, Intimität und Interaktion. Hier ist es mir gelungen, den perfekten Moment festzuhalten. Jedes des drei Elemente kommt zum Tragen. Die schützende Mutter, die über ihr Kleines wacht, während es ungeschickt versucht, sich zu kratzen. ... Der Rüssel der Mutter, der sich schützend über ihr Kalb krümmt, vervollständigt die Komposition.« (Tom D. Jones) · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Atembeaubende Fotografien apellieren an die Rettung der Natur
Die grandiosen schwarz-weiß-Aufnahmen sind zeitlos schön. Der großformatige Bildband »Wild und frei« möchte aber mehr, als nur atemberaubende Fotos von Wildtieren zu zeigen. Mit seiner Naturfotografie lenke Tom D. Jones die Aufmerksamkeit auf eine der größten Krisen, die unsere Welt je erlebt hat, schreibt Steve McCurry, einer der besten Dokumentarfotografen weltweit, in seinem Vorwort: »Während wir uns mit den harten Realitäten der Zukunft der Erde auseinandersetzen, müssen wir erkennen, dass wir jedes Jahr Arten verlieren. Die Tierwelt wird in einem so alarmierenden Tempo dezimiert, dass einige Arten in wenigen Jahren in ihrem natürlichen Lebensraum nicht mehr existieren werden. Wenn Regierungen diese Bedrohungen nicht ernst nehmen und keine notwendigen Maßnahmen ergreifen, laufen wir Gefahr, den Punkt zu überschreiten, an dem es kein Zurück mehr gibt. Aus diesem Grund ist die Arbeit von Tom D. Jones so wichtig. Seine Bilder schärfen unser Bewusstsein für bedrohte Arten und unterstützen wichtige Schutzmaßnahmen.«
STAUBEXPLOSION.
»Ich habe schon viele Elefanten beim „Einstauben“ gesehen, aber die Art von Explosion wie auf diesem Foto ist nicht oft zu beobachten. Die Tiere saugen den Staub mit ihrem Rüssel auf und blasen ihn dann kräftig aus, während sie den Rüssel sanft hin und her schwenken. Diese Staubbäder halten sie kühl und verhindern, dass sie von Insekten gestochen werden. (Tom D. Jones) · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Ein schwindendes Paradies
»Schwindendes Paradies« nennt es Tom D. Jones. Denn in den letzten zwei Jahrhunderten haben wir Menschen natürliche Lebensräume und die darin lebenden Tiere, die sich über Millionen von Jahren stetig entwickelt hatten, an den Rand der Ausrottung gebracht. Schon während der Kolonialzeit wurden die Tiere Afrikas von den Europäern als Jagdsport millionenfach abgeschossen - bis heute. Dann kam die steigende Nachfrage nach Elfenbein und dem Horn der Nashörner. Inzwischen sind die Elefanten- und Nashorn-Populationen fast ausgelöscht. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Aktuell fördert die Nachfrage aus Asien nach Elfenbein die professionell organisierte Wilderei.
»Wir müssen verstehen, dass wir nur für eine vergängliche Zeit hier sind und den Planeten nur wie jedes andere Lebewesen nutzen können«, schreibt Tom D. Jones auf seinem Internetauftritt. »Es ist traurig zu sehen, wie wir mit diesem Schatz umgehen, der uns für eine Weile zur Verfügung steht und dann an zukünftige Generationen weitergegeben wird.«
POWER WALKING.
»Elefanten brauchen eine abwechslungsreiche Ernährung, aber die immer länger werdenden Dürreperioden zwingen sie dazu, auf der Suche nach Wasser weite Strecken zurückzulegen. Diese siebenköpfige Gruppe hatte sich von einer größeren Familie getrennt. Die Tiere mussten in der sengenden Hitze und den unbarmherzigen Temperaturen schnell über den trockenen Seeboden eilen. Es ist ein anstrengender Marsch, vor allem für die Kleinen, der die Herde so schnell wie möglich zum Wasser bringen muss...« · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Vom Aussterben bedroht
Ihre Stoßzähne sind den Elefanten zum Verhängnis geworden. Im 19. Jahrhundert wurden im »Elfenbeinrausch« etwa 20 Millionen Afrikanische Elefanten getötet. In den 1980er Jahren starben jedes Jahr um die 100.000 Afrikanische Elefanten wegen ihres Elfenbeins. Seit rund 20 Jahren hat sich in Afrika eine hoch professionelle Wildtiermafia mit einem komplexen Netzwerk aus Wilderern, Schmugglern und Händlern etabliert. Rund 20.000 Elefanten werden in Afrika pro Jahr gewildert - das sind in jeder Stunde rechnerisch zwei Elefanten. Gab es im Jahr 2002 noch 270.000 Waldelefanten, waren es 2018 gerade einmal noch 75.000. Bei den Savannenelefanten sieht es nicht viel besser aus: Rund 350.000 soll es von ihnen nur noch geben.
STAATSPORTRAIT
»Ich hatte das Glück, das Konterfei dieses großen Königs festhalten zu dürfen. Ich habe noch nie einen Löwen in einem Reservat gesehen, der eine solche Ausstrahlung hat. Diese Tiere mussten noch nie so viel Macht ausüben wie der in Freiheit lebende Löwe in meinem Portrait.« (Tom D. Jones) · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Auch der König der Tiere ist vom Aussterben bedroht: Afrikas Löwen sind in den letzten 100 Jahren in weit über 90 Prozent ihres Verbreitungsgebiets verschwunden. Heute leben in Afrika weniger als 20.000 Löwen.
Seit mindestens 50 Millionen Jahren gibt es sie auf der Erde - doch auch Nashörner sind vom Aussterben bedroht. Wie bei den Elefanten wird wegen ihrer Hörner gnadenlos Jagd auf sie gemacht. Unmittelbar vor dem Aussterben ist das Nördliche Breitmaulnashorn: Es gibt nur noch zwei (!) von ihnen. Die beiden Weibchen Najin und Fatu kamen in Gefangenschaft zur Welt und leben heute in einem Reservat in Kenia. Der letzte Bulle starb 2018.
Südliche Breitmaulnashörner waren früher im südlichen Afrika und in Ostafrika verbreitet. Aufgrund der anhaltenden Wilderei ist auch ihre Zahl massiv zurückgegangen: Ende 2022 gab es nur noch 16.803 Breitmaulnashörner.
TRAUMHAFT
»Du bist stundenlang gewandert, um diese wunderbaren Geschöpfe zu finden, als plötzlich ein Gorilla vor dir auftaucht. Er ist sofort erkennbar - eine stämmige, kräftige Gestalt. ... Seine imposante, gebieterische Präsenz ist unverkennbar, steht aber in starkem Kontrast zu der idyllischen Stimmung des Fotos.« (Tom D. Jones) · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Gorillas, die größten Menschenaffen, gibt es nur in Afrika. Anders als in Kinofilmen wie »King Kong« dargestellt, sind Gorillas sanftmütige Vegetarier. Ihr größter Feind ist der Mensch: Wilderei und die Zerstörung ihrer Lebensräume haben sie an den Rand des Aussterbens gebracht. Gorillas leben in Gruppen, angeführt von einem »Silberrücken«, einem ausgewachsenen männlichen Gorilla. Sie ernähren sich von Blättern, Früchten und Wurzeln, hin und wieder auch von Ameisen und Termiten.
Es gibt zwei verschiedene Gorillaarten: Westliche Gorillas leben im Regenwald oder in Sumpfgebieten in Zentralafrika. Östliche Gorillas leben in den Bergregionen Zentralafrikas.
Leoparden gibt es in Afrika und in Asien. Allerdings sind sie in 63 bis 75 Prozent ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes bereits ausgestorben. Mehr als 700.000 Tiere sollen noch in Afrika leben. Durch ihre große Anpassungsfähigkeit kommen sie südlich der Sahara sowohl in Regenwäldern, Trockenwäldern und Bergwäldern, aber auch Savannenlandschaften und Halbwüsten vor. Doch der Verlust ihrer Lebensräume und die Jagd bedrohen die Bestände. So stuft die Rote Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) auch Leoparden als gefährdet ein.
GIRAFFENBALLETT.
»Für solch große Tiere bewegen sich Giraffen mit außergewöhnlicher Anmut. ... Ich wartete geduldig an einem Waldrand, von dem ich wusste, dass man von hier das angrenzende Grasland, das sie überqueren würden, am besten überblicken konnte.« (Tom D. Jones) · Alle Bilder: © Tom D. Jones
Giraffen sind mit einer Höhe von bis zu sechs Metern die zugleich größten und langbeinigsten an Land lebenden Säugetiere. In den letzten dreißig Jahren hat die Anzahl der Giraffen jedoch um unfassbare 40 Prozent abgenommen. Die Ursachen sind wie bei den anderen afrikanischen Wildtieren der Verlust ihrer Lebensräume, Jagd und Wilderei.
Derzeit leben noch ungefähr 68.000 Giraffen in der Savanne südlich der Sahara-Wüste und in den Grassteppen von Ost- und Südafrika. Giraffen leben in Herden von zwei bis 50 Tieren. Diese bestehen aus weiblichen Giraffen und Jungtieren. Die Giraffenbullen sind Einzelgänger und gesellen sich nur zur Paarungszeit zu den Herden.
Viele Freiwillige und Aktivisten kämpfen für das Überleben der Wildtiere
»Viele Freiwillige und Aktivisten kämpfen jeden Tag dafür, diese katastrophale Situation zu ändern«, so Tom D. Jones. Einige Länder in Afrika verstärken ihre Bemühungen um den Erhalt und den Schutz von Wildtieren und Lebensräumen: Sie stellen ursprüngliche Lebensräume unter Schutz, schaffen Nationalparks und Naturreservate. Ranger bewachen die darin lebenden Tiere vor Wilderern einer international organisierten Wildtiermafia.
Die Rettung der Natur ist unsere Rettung
Angesichts der Schönheit der Tieraufnahmen wird den Betrachtern des Bildbands »Wild und frei« vor Augen geführt, dass die Rettung der Natur eigentlich unsere eigene Rettung ist: »Ob wir es wollen oder nicht, wir sind untrennbar mit der Natur verbunden«, erklärt Tom D. Jones. »Wir können uns nicht um uns selbst kümmern, wenn wir uns nicht um die Natur kümmern.«
So wunderschöne Bilder - und doch so traurig: Viel Zeit bleibt nicht mehr!
»In einer Zeit, die sich bildüberladen anfühlt, gibt es doch noch immer diese Fotos, die einem eine kleine Träne abverlangen«, schreibt der Journalist Stefan Hofer in der österreichischen Tageszeitung »Der Kurier«.
Die schwarz-weiß Fotografien in dem Bildband »Wild und frei« sind so kraftvoll, dass sie unser Herz berühren - und uns inne halten lassen. Wir spüren: Diese Tiere sind Persönlichkeiten - sie sind wie wir. Und wir sind mit ihnen verbunden. Die Botschaft ist eindeutig: Retten wir diese bedrohten Tiere und die Natur, in der sie leben, bevor es zu spät ist! Viel Zeit bleibt nicht mehr.
»Toms kraftvolle Bilder, die Früchte einer Karriere, die sich der Tierwelt unseres Planeten verschrieben hat, werden als Zeitdokumente für künftige Generationen erhalten bleiben«, erklärt der berühmte Dokumentarfotograf Steve McCurry.
Setzen wir uns dafür ein, dass von der Schönheit der afrikanischen Tiere mehr übrig bleibt als Fotografien!