Herdenschutz ist effektiver als Wolfsabschuss
Zur Rechtfertigung der Jagd wird immer wieder auf
die fehlenden großen Raubtiere wie Luchs, Braunbär und Wolf verwiesen, die man zu ersetzen hätte. Doch dort, wo es freilebende Wölfe und Luchse gibt, machen die Jäger Stimmung, weil die Rehbestände abnehmen und die Waidmänner weniger schießen können. · Bild: f2.8 by ARC - Fotolia.com
Abschüsse von Wölfen, Luchsen und Bären führen zu mehr Nutztierschäden als sanfte Maßnahmen wie Herdenschutz. Bei nicht-tödlichen Maßnahmen werden bis zu achtzig Prozent weniger Nutztiere gerissen, heißt es in einer aktuellen Studie im Fachjournal Frontiers in Ecology and the Environment.
Viele Behörden, Jäger und Nutztierhalter weltweit sehen den Abschuss von so genannten Raubtieren als einfachste Lösung zum Schutz von Nutztieren wie Schafherden. Jedoch schaffe man mit dieser Strategie meistens mehr Probleme, wie eine neue Studie zeigt, die auf einer umfassenden, internationalen Datengrundlage basiert.
Luchse werden im Bayerischen Wald und in den Alpen
immer wieder von Jägern abgeschossen - illegal, denn die Tiere sind streng geschützt. So sind im österreichischen Nationalpark Kalkalpen fast alle männlichen Luchse verschwunden - das ganze Wiederansiedlungsprojekt ist in Gefahr. Einige Jäger wurden wegen Luchs-Wilderei zu Geldstrafen verurteilt. Die österreichische Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass noch mehr Luchse erlegt wurden: Im Umfeld einer verurteilten Jägerin gab es weitere Hinweise und Indizien, wonach von schwarzen Schafen in der Jägerschaft weitere Luchse gewildert worden seien. · Bild: Apart Foto - Fotolia.com
43% mehr Nutztierschäden als vor der Tötung
Dabei ziehen die Wissenschaftler der Universität Wisconsin die Schlussfolgerung, dass tödliche Methoden wie Jagd, Giftköder und Fallenjagd keine Lösung für die Probleme der Nutztierhalter sei. Eher verschärfe sich die Situation durch den Tod der Raubtiere. Nur in 29 Prozent der untersuchten Fälle kann ein minimaler und nur kurzfristiger Rückgang der Übergriffe auf Nutztiere erzielt werden. Bei 43 Prozent wurden hingegen mehr Nutztierschäden als vor der Tötung festgestellt.
Bei Nicht-tödlichen Methoden wie Einsatz von Herdenschutzhunden oder visuelle Abschreckungen haben die Nutztierschäden in 80 Prozent der untersuchten Fälle abgenommen. Deshalb empfehlen die Forscher, auf das Töten von Beutegreifern wie Wölfen, Luchsen und Bären zur Schadensvermeidung zu verzichten.
Quelle: Adrian Treves et al: Predator control should not be a shot in the dark. In: Frontiers in Ecology and the Environment. Volume 14, Issue 7, Pages 380 388. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/fee.1312/abstract