Neue Studie: Fuchsjagd fördert Fuchsbandwurm
Immer wieder ist von der Jägerschaft zu hören, man müsse Füchse im großen Stil bejagen, um uns vor dem Fuchsbandwurm zu schützen. Stimmt das?
Von Daniel Peller, Aktionsbündnis Fuchs
Eigentlich müsste er nicht Fuchsbandwurm, sondern Mäusebandwurm heißen, denn im Lebenszyklus des Parasiten (wissenschaftlicher Name: Echinococcus multilocularis) spielen Mäuse eine wesentliche Rolle. Nicht nur Füchse, sondern auch Hunde und Katzen können sich mit dem Parasiten infizieren, wenn sie eine befallene Maus vertilgen.
Doch während wir völlig unbeschwert einen engen Kontakt zu unseren Haustieren pflegen, hat der Begriff Fuchsbandwurm dazu geführt, dass Füchse zu Unrecht ein schlechtes Image haben - und so doppelt unter dem Parasiten leiden müssen.
Panikmache der Jagdverbände
Die Gefahr, welche von dem Parasiten ausgeht, wird ohnehin häufig stark dramatisiert, obwohl es dafür sachlich betrachtet keinerlei Anlass gibt: Die alveoläre Echinokokkose - also die Erkrankung, die beim Menschen durch den Parasiten ausgelöst werden kann - zählt nämlich zu den seltensten Parasitosen Europas. Statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, durch einen Jagdunfall zu Schaden zu kommen.
Jagdverbände schüren die irrationale Panik vor dem Fuchsbandwurm, um Rückhalt für die Bejagung von Füchsen zu gewinnen. Sie behaupten, man könne den Bandwurm durch intensive Fuchsjagd eindämmen. Tatsächlich ist jedoch das Gegenteil der Fall, wie sich in vergangenen Untersuchungen bereits gezeigt hatte und jüngst erneut eindrucksvoll belegt werden konnte.
Fuchsjagd erhöht das Infektionsrisiko
In einem Testgebiet in Frankreich wurde im Rahmen einer vierjährigen Studie die Fuchsjagd unter erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand intensiviert. Die Zahl der getöteten Füchse stieg dadurch um gewaltige 35 Prozent. Dies führte jedoch nicht zu einer Dezimierung des Fuchsbestands, da Füchse hohe Verluste durch steigende Geburtenraten und Zuwanderung kompensieren. Auch die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm sank nicht, sondern stieg sogar um 15 Prozent an, während sie in einem Vergleichsgebiet konstant niedrig blieb.
Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass die Bejagung von Füchsen ein völlig ungeeignetes Mittel zur Bekämpfung des Fuchsbandwurms ist und das - eigentlich extrem geringe - Risiko für den Menschen sogar erhöhen kann. Durch die Bejagung steigt der Anteil von Jungfüchsen an der Population, welche jedoch für den Bandwurm deutlich anfälliger sind und zudem mehr Bandwurmeier ausscheiden als ältere Tiere.
Nur Entwurmung von Füchsen ist wirksam
Anstelle der Bejagung von Füchsen wird der Einsatz von Entwurmungsködern empfohlen, deren Wirksamkeit im Rahmen einer Studie der TU München bereits eindrucksvoll bewiesen wurde: Im Landkreis Starnberg konnte mit dieser tierschutzgerechten Methode die Befallsrate der Füchse innerhalb von vier Jahren von 51 auf 0,8 Prozent reduziert werden.
Diese und viele weitere Studien sowie Erfahrungen aus fuchsjagdfreien Gebieten belegen unmissverständlich, wie sinnlos und sogar kontraproduktiv die Fuchsjagd ist, bei der jährlich in Deutschland rund eine halbe Million Füchse zumeist grausam getötet werden.
Quellen:
Comte, S. et al (2017): Echinococcus multilocularis management by fox culling: An inappropriate paradigm, Preventive Veterinary Medicine, Volume 147, 178-185.
Abrufbar unter:
www.e-l-i-z.com/doc_word/ECHINO/COMTE-2017-publi-Em_Nancy-prevetmed.pdf
Technische Universität München - Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement am Lehrstuhl für Tierernährung: Forschungsprojekt "Entwurmungsaktion" im Landkreis Starnberg.
Abrufbar unter:
www.wildbio.wzw.tum.de/index.php?id=58
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