Oberösterreich: Waldbesitzer klagt gegen Jagd
Die Tierfreunde und Vegetarier Josef Greiner und seine Partnerin Eleonore Fischer aus Oberösterreich wollen die Jagd auf ihrem Waldgrundstück verbieten lassen.
Nachdem die zuständigen Behörden den Antrag auf Jagdfreistellung abgelehnt haben, klagen sie nun vor dem Landesverwaltungsgerichtshof. Dort ist außerdem ein weiterer Fall eines Waldbesitzers anhängig. Immer mehr Österreicher beantragen ein Jagdverbot auf ihren Flächen.
Ganz Österreich ist abseits der Siedlungsgebiete ein Jagdrevier. So wird die Jagd auch auf privaten Grundstücken ausgeübt auch gegen den Willen und die ethische Überzeugung des
Eigentümers. Doch die Zwangsbejagung verstößt gegen die Menschenrechte, sofern der Grundeigentümer die Jagd aus ethischen Gründen ablehnt. Dies entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2012 in einem Urteil gegen die Bundesrepublik Deutschland. Vorausgegangen waren ähnliche Urteile 1999 gegen Frankreich und 2007 gegen Luxemburg.
grundsätzlich ab
Josef Greiner und Eleonore Fischer, Waldbesitzer aus Engelhartszell in Oberösterreich, lehnen die Jagd grundsätzlich ab. Sie berufen sich auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 26.6.2012 und verlangenein Ruhen der Jagd auf ihrem drei Hektar großen Waldgrundstück in den steilen Hängen des Donautals.
Am 19. Oktober 2016 fand die mündliche Verhandlung vor dem Landesverwaltungsgerichtshof in Linz statt. Nun warten die Tierfreunde und Vegetarier auf die Entscheidung des Gerichts. Notfalls wollen sie bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen, um ihr Eigentumsrecht einzuklagen.
Josef Greiner bewirtschaftet seinen Wald seit Jahren ökologisch. Das Argument, das von der Jägerschaft immer wieder gebracht wird, man müsse die Wildtiere dezimieren, damit die Pflanzen nicht angebissen werden und dass der natürliche Wald wieder aufkommt, hat einen Haken: Das Problem entsteht eigentlich dadurch, dass die Tiere gefüttert werden im Winter und dass dadurch ein weit höherer Bestand ist, als er sich in einem natürlichen Gleichgewicht einpendeln würde , erklärt er. Außerdem würden Beutegreifer wie Füchse und Luchse von Jägern abgeschossen.
ein wertvolles Biotop entstanden
Die Arbeit im Wald kenne ich schon von Kindheit an , berichtet Josef Greiner. Leider haben meine Eltern hauptsächlich Fichten in Monokultur natürlich in Reih und Glied und mit wenig Abstand gepflanzt. Erst als es ab den 70er und 80er Jahren dann immer öfter zu Schneedruck und Sturmriss auf großen Flächen kam, und auch der Borkenkäfer sich ausbreitete, setzte ein leichtes Umdenken ein. Josef Greiner begann damals, sich mit ökologischer Waldwirtschaft auseinanderzusetzen und schließlich auch immer mehr davon umzusetzen.
Unser Wald soll ein gesunder, standortgerechter Mischwald werden, in dem auch viele Arten wachsen dürfen, die wirtschaftlich nicht ertragreich sind; auch alte, abgestorbene Bäume nach dem Motto: Es gibt nichts Lebendigeres als Totholz.
Viel habe er in den letzten Jahren aus den Büchern des deutschen Försters Peter Wohlleben gelernt: Wie wichtig etwa das Bodenleben ist, das ökologische Zusammenspiel von Pilzen, Pflanzen und Tieren. Es ist schön, zu verfolgen, wie nach dem etappenweisen Schlägern eines Monokulturstreifens sich wieder die Vielfalt ausbreitet und nachwächst. Letztes Jahr haben wir auch ein paar Eichenbäumchen darunter gesetzt. Einige davon wurden bald von Rehen gefegt", also teilweise am Stamm abgeschält. Nachdem wir jetzt ein Geflecht rundherum gegeben haben, dürften die meisten durchkommen. Bei den jungen Buchen, Birken, Faulbaum, Vogelbeere usw. gibt es keine Probleme.
Vor einigen Jahren stellte der Waldbesitzer eine kleine Hütte für Werkzeug und Unterstand bei Regen auf, als Ersatz für eine verfallene Hütte aus Großvaters Zeiten. Wir mussten sie, auf Betreiben der Jägerschaft aber wieder abreißen. Kurz darauf stand, keine zehn Meter entfernt am Nachbargrundstück, ein protziger Jagdhochstand ausgerichtet auf das Grundstück des Tierfreunds.
Die Jagdfreistellung ist mir ein großes Anliegen, das ich aber nicht isoliert sehen möchte, sondern im Zusammenhang mit der langfristigen geschichtlichen Entwicklung. Der Mainstream in der Land- und Forstwirtschaft geht ja leider noch immer in eine falsche Richtung. Der Lebensraum der Wildtiere wird immer noch mehr zurückgedrängt, immer schwerere Maschinen werden eingesetzt, die zu noch mehr Bodenverdichtung führen und damit zur Zerstörung des Bodenlebens auch im Wald. Bäumen, die viele hundert Jahre alt werden könnten, werden jetzt als Nutz- und Energieholz nur mehr wenige Jahre zugestanden Tiere und Pflanzen werden nur als Biomasse" gesehen und gemessen, deren jährlichen Zuwachs es zu maximieren gilt.
Wir Menschen sollten aufhören, uns als Herren über die Natur aufzuspielen, uns als Teil von ihr empfinden und den Tieren und Pflanzen als Mitlebewesen begegnen.
Informationen:
Zwangsbejagung ade Österreich |