Wie Schmetterlinge leben

Johann Brandstetter, der auf Naturzeichnungen
- besonders Schmetterlinge - spezialisiert ist und zu den "200 Best Illustrators Worldwide" zählt, möchte uns mit seinen außergewöhnlichen Zeichnungen die Schönheit der Schmetterlinge vor Augen führen. Er zeigt sie in ihren Lebensräumen, mit ihren Futterpflanzen und ihre wunderbare Metamorphose. · Bild: © Johann Brandstetter. Aus: Wie Scjmetterlinge leben. Haupt-Verlag, 2019
Buchvorstellung von Julia Brunke, Redaktion Freiheit für Tiere
Schmetterlinge sind wunderschön. Sie bezaubern durch ihre filigrane Schönheit und wir freuen uns über ihren gaukelnden Flug. Doch sie sind immer seltener zu sehen: Immer mehr Schmetterlingsarten sind vom Aussterben bedroht oder sie verschwinden. Ein bezauberndes Buch über Schmetterlinge mit einmalig schönen Illustrationen des preisgekrönten Künstlers Johann Brandstetter und informativen Texten der Biologin Elke Zippel stellt uns das geheime Leben der Schmetterlinge vor, ihre wundersamen Verwandlungen, raffinierten Täuschungen und prächtigen Farbspiele. Die Autoren hoffen, dass sie mit ihrem Buch Wie Schmetterlinge leben ihre Begeisterung auf die Leser übertragen können - weil Schmetterlinge dringend unseren Schutz brauchen.
80 % der Tagfalter stehen auf der Roten Liste
Seit 1990 ist die Hälfte aller Tagfalter-Arten aus Europa verschwunden. 80 Prozent der Tagfalter-Arten stehen auf der Roten Liste. Dies liegt vor allem am Verlust ihrer Lebensräume, von Wildblumen-Wiesen, blühenden Ackerrändern und Mooren.
Durch die industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen und massenhaftem Einsatz von Pestiziden nimmt einerseits der Artenreichtum unter den Pflanzen immer mehr ab und damit die Lebensgrundlage für die Schmetterlinge. Andererseits werden durch Insektizide nicht nur Bienen getötet, sondern jedes Insekt, also auch Schmetterlinge.
»Schmetterlinge sind wunderbare, oft schillernd schöne Insekten, die von vielen Menschen wegen ihrer Farbenpracht und der frohen Leichtigkeit ihres Flugs bewundert werden. Gleichzeitig sind viele Schmetterlingsarten auch bedroht und brauchen dringend unseren Schutz«, so Johann Brandstetter. »Weil die wenigsten Genaueres über sie wissen und nur ein paar Spezialisten sich mit den Bedürfnissen von Schmetterlingen beschäftigt haben, bleibt den meisten von uns ihr geheimes Leben verborgen.«
Wem ist schon bewusst, dass manche Raupen sich so sehr auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert haben, dass sie lieber verhungern, als die »falsche« Pflanze zu fressen? Wer weiß, warum Schmetterlinge im Hochgebirge oft ungewöhnlich dunkel gefärbt sind oder dass es Raupen gibt, die im Wasser leben? Jede Schmetterlingsart hat eine individuelle Besonderheit, die ihr Überleben sichert.
Außergewöhnliche Zeichnungen führen uns die Schönheit der Schmetterlinge vor Augen
Johann Brandstetter, der auf Naturzeichnungen - besonders Schmetterlinge - spezialisiert ist und zu den »200 Best Illustrators Worldwide« zählt, möchte uns mit seinen außergewöhnlichen Zeichnungen die Schönheit der Schmetterlinge vor Augen führen. Er zeigt sie in ihren Lebensräumen, mit ihren Futterpflanzen und ihre wunderbare Metamorphose.
»Schmetterlinge gehören zu unserem Leben«, sagt Johann Brandstetter. »Sie dienen nicht nur als Blütenbestäuber oder Futterquelle für unsere Singvögel. Sie stehen für Leichtigkeit und Verwandlung, seit Jahrtausenden und in allen Kulturen sind sie wegen ihres speziellen Lebenszyklus auch ein Symbol für die Metamorphosen von Geist und Seele.«Wir sollten sie schützen, damit wir uns weiterhin erfreuen können am Zitronenfalter, der uns beim Frühlingsspaziergang begegnet, oder am Schwalbenschwanz, der über eine duftende Sommerwiese schwebt.
Seine Beobachtungen der Schmetterlinge setzt der Künstler bildhaft um. Dabei nimmt er den gesamten Mikrokosmos um den Schmetterling herum in den Blick: die vielfältigen Zusammenhänge und Vernetzungen seines Lebensraums, die Pflanzen, die in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen wichtig sind und natürlich die unterschiedlichen Lebensformen: vom Ei zur Raupe zur Puppe, bis der eigentliche Falter schlüpft.

Jede Schmetterlingsart
hat individuelle Besonderheiten, die ihr Überleben sichern, spezielle Futterpflanzen oder Symbiosen, zum Besipiel mit Ameisen. Bläulinge der Gattung Maculinea legen ihre Eier in die Blütenstände des Großen Wiesenknopfes. Dort leben und fressen die Raupen während ihrer ersten Larvenstadien. Dann lassen sie sich zu Boden fallen. Ist in der Nähe ein Nest mit Roten Wiesenameisen, werden die Ameisen schnell auf die Raupen mit Honigdrüsen und dem Nestgeruch von Ameisen aufmerksam. Die Ameisen adoptieren die Raupen, schleppen sie in ihr Nest und pflegen sie den Winter über. Im Frühling verpuppen sich die Raupen. Der ausgewachsene Schmetterling verlässt nach dem Schlüpfen den Ameisenbau. Doch: Fehlt der Große Wiesenknopf oder fehlen die Roten Waldameisen, verschwinden die Bläulinge... · Bild: © Johann Brandstetter. Aus: Wie Scjmetterlinge leben. Haupt-Verlag, 2019
Das geheime Leben der Schmetterlinge
Die Biologin Dr. Elke Zippel ergänzt das geheime Leben der Schmetterlinge, die Johann Brandstetter seit seiner Jugend zeichnet, mit sachkundigen Texten und weiterführenden Zusammenhängen: die Vielfalt der Schmetterlingsfamilien, ihre Anpassung an unterschiedliche Lebensräume, das Wunder von Metamorphose und Täuschung und die Beziehung von Blüte und Bestäuber.
In dem Buch »Das Leben der Schmetterlinge« werden zunächst Schmetterlinge und ihre Lebensräume vorgestellt, sowohl mit informativen Texten als auch detaillierten und farbenprächtigen Zeichnungen von Johann Brandstetter: Lebensraum Magerrasen, Lebensraum Hochmoore und Feuchtwiesen, Lebensraum Auwald, Lebensraum Tundra hoch im Norden und Lebensraum tropischer Regenwald.
Anschließend stellen die beiden Autoren die Vielfalt der Schmetterlingsfamilien vor: Es beginnt mit Relikten aus längst vergangenen Erdzeitaltern, den Wurzel- und Holzbohrern. Die Glasflügler sind Meister der Tarnung: Sie sehen aus wie Wespen oder Hornissen, fliegen und bewegen sich auch so und können sogar brummen, aber nicht stechen. Die giftig bunten Widderchen tragen nicht nur Warnfarben, sondern sind für potentielle Fressfeinde tatsächlich giftig. Dann gibt es noch Schneckenspinner, Sichelflügler und Wollrückenspinner. Ritterfalter, wie der Schwalbenschwanz, sind unsere größten Tagfalter. Weiter geht es mit Weißlingen wie dem Zitronenfalter - dem Inbegriff des Frühlings -, der fröhlichen Vielfalt der Bläulinge bis zu den Edelfaltern wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral oder dem Kleinen und Großen Eisvogel. Mit prächtigen Bildern werden tropisch anmutende Schönheiten wie der Oleanderschwärmer oder der Pfauenspinner vorgestellt, aber auch Seidenspinner, Wiesenspinner, Birkenspinner, Olivenspanner und andere Schmetterlinge der Familie der Spinner und Spanner. Eine der größten Faltergruppen sind die Eulenfalter, die zumeist nachtaktiv sind und Ultraschall - und damit die Signale ihrer Hauptfeinde, der Fledermäuse - wahrnehmen können.
Schmetterlinge benötigen großflächige Biotope
Dr. Elke Zippel studierte an der Freien Universität Berlin Biologie mit den Schwerpunkten systematische Botanik und Zoologie, Geobotanik und Ökologie. Seit 2009 arbeitet sie für nationale und internationale Projekte in der Dahlemer Saatgutbank am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem. Sie ist u.a. für die Sammlung und Sicherung von Wildpflanzensamen sowie für Wiederansiedlungen seltener Pflanzenarten verantwortlich. Die Biologin erklärt, warum es mit schmalen Streifen blühender Blumen oder einer Trockenböschung hier und da, auf der zwei oder drei potentielle Nahrungspflanzen für Raupen stehen, nicht getan ist: »Schmetterlinge benötigen großflächige Biotope, in denen die Weibchen die zuweilen sehr spezifischen mikroklimatischen Bedingungen für die Eiablage finden, genügend Futterpflanzen für Raupen wachsen und für die Falter ein ausreichendes Nektarangebot während ihrer gesamten Flugzeit zur Verfügung steht. Der europäische oder nationale Schutz einiger weniger Arten nützt nichts, solange durch die "gute fachliche Praxis" in Land- und Forstwirtschaft wertvolle Schmetterlingsbiotope weiterhin in großem Stil vernichtet werden.«
Trotz jahrzehntelanger eindringlicher Warnungen und Appelle seitens der Biologen halten der unvermindert massive Einsatz von Insektiziden und die Überdüngung der Landschaft durch energieaufwändig produzierte Mineraldünger und Gülle als Abfallprodukt der Massentierhaltung an.
"Wir haben nicht mehr viel Zeit"
Auch wenn die Gründe für das Artensterben noch nicht bis ins letzte Detail erforscht sind, die wesentlichen Ursachen seien seit Jahrzehnten bekannt, so die Biologin Dr. Elke Zippel. »Wir wissen, wie wir unsere artenreichen Wiesen und Magerrasen bewahren, erhalten und fördern können. Damit sich in Zukunft wieder überall Schmetterlinge und andere Insekten tummeln können, braucht es schlicht und einfach nur den gesellschaftlichen und politischen Willen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Das Buch
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Einmalig schöne Zeichnungen und spannende Texte mit viel Hintergrundwissen über Metamorphose, Lebensraum und Lebensweise bringen uns das geheime Leben der Schmetterlinge näher. Denn viele Schmetterlingsarten sind bedroht und brauchen dringend unseren Schutz. |