Wie tierfreundlich und nachhaltig ist Kaschmirwolle? Das Leid der Ziegen für Kaschmirpullis
Ob in Pullovern, Schals oder Tüchern: Kaschmir gilt als die edelste Wolle der Welt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei nicht um Wolle, sondern das weiche Unterhaar von Kaschmirziegen. Aber hinter der zarten Schönheit von Kaschmir steckt eine grausame Wahrheit. Denn längst ist die Kaschmirgewinnung eine milliardenschwere Industrie. Die Leidtragenden sind die Kaschmirziegen. Ursprünglich stammen die neugierigen und sozialen Tiere aus der westlichen Himalaya-Region Kaschmir. Doch inzwischen produzieren China und die Mongolei etwa 90 Prozent des weltweit gehandelten Kaschmirs. Und hier gibt es bekanntlich keine greifenden Tierschutzgesetze. Die Tierrechtsorganisation PETA recherchiert seit Jahren in Kaschmirfarmen in China und der Mongolei. Filmaufnahmen zeigen: Die Ziegen werden brutal fixiert und beim gewaltsamen Auskämmen der feinen Unterhaare oder der Schur oftmals verletzt.
Wie Kaschmirziegen für Luxustextilien leiden
Um an das feine Unterhaar der Tiere zu gelangen, werden die Ziegen gewaltsam auf den Boden gedrückt, meist werden ihre Beine dabei gefesselt. Anschließend werden den angsterfüllten Tieren die feinen Unterhaare mit scharfen Metallkämmen grob aus der empfindlichen Haut gerissen. Enthüllungsvideos von PETA Asien zeigen, dass den Ziegen dabei teilweise ganze Hautfetzen ausgerissen werden.
Bei einer anderen Methode werden die Haare der Ziegen mit Schurmessern abgeschnitten. Wie die Aufnahmen des Rechercheteams belegen, werden den Tieren dabei häufig Schnittwunden zugefügt. Außerdem sind systematische Misshandlungen wie die betäubungslose Kastration ein fester Bestandteil der Kaschmirindustrie.
Ziegen, die für die Kaschmir-Industrie nicht länger nützlich sind, werden im Schlachthaus mit Hammerschlägen auf den Kopf wehrlos gemacht und anschließend getötet.
Eine milliardenschwere Industrie
Weltweit werden etwa 140 bis 190 Millionen Kaschmirziegen gezüchtet. Laut einem Bericht von Fortune Business Insights wurden die Kaschmirindustrie im Jahr 2022 auf einen Wert zwischen 2,64 und 3,2 Milliarden Dollar geschätzt. China und die Mongolei produzieren etwa 90 Prozent des weltweit gehandelten Kaschmirs.
Auch auf diesen Bildern ist zu erkennen, dass den Ziegen die Beine mit Stricken zusammengeschnürt sind - dies ist für Fluchttiere besonders beängstigend. Die Ziegen zappeln und schreien in Todesangst, während ihnen schmerzhaft die Unterwolle herausge
Bilder und Screenshots: PETA Asia · www.peta.de/kampagnen/kaschmir/
Tierleid und Naturzerstörung
Wie bei jeder industriellen Tierhaltung sind neben Tierleid auch Umweltprobleme die Folge. Der Grund: Die Ziegen ziehen bei der Nahrungsaufnahme die Pflanzen mitsamt der Wurzel aus der Erde. Dies führt in allen Regionen, in denen Kaschmirziegen in hoher Zahl gehalten werden, verstärkt zur Wüstenbildung - so auch in der Mongolei, wo bereits 90 % des Landes von der Wüstenbildung bedroht sind. In der Mongolei leben die Kaschmirziegen noch überwiegend in nomadischer Herdenhaltung weitgehend frei. Es mangelt ihnen jedoch häufig an ausreichend Wasser, Nahrung, und wärmenden Unterständen nach der Schur.
Um der zunehmenden Wüstenbildung durch die immer weiter steigende Zahl an grasenden Tieren entgegenzuwirken, werden die Ziegen in China überwiegend in dunklen Ställen in ihrem eigenen Kot und Urin gehalten. Einige Betriebe verfügen über halboffene Ställe mit eingezäunten Ausläufen.
Die Wüstenbildung stellt durch den damit verbundenen Lebensraumverlust auch eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Hinzu kommt: Im Namen der Wollindustrie werden zahlreiche Wildtiere bejagt: Seltene Arten wie Tibetantilopen, Tibet-Wildesel, Przewalski-Pferde und Yaks werden dezimiert, weil sie als Grasfresser Nahrungskonkurrenz zu den Ziegen sind, die für die Industrie in hoher Zahl gezüchtet werden. Bedrohte Arten wie Schneeleoparden werden geschossen, weil sie Ziegen fressen könnten. Wer Kaschmir-Erzeugnisse kauft, ist somit auch für die Tötung von Wildtieren und die Bedrohung der Artenvielfalt verantwortlich.
Labels und Zertifikate suggerieren, dass die Kaschmirwolle verantwortungsbewusst und tierfreundlich gewonnen wurde. In Wirklichkeit steckt millionenfaches Tierleid dahinter.
Kaschmir - Tierleid hinter Zertifikaten
Nachdem PETA Asien 2019 mit einer Aufsehen erregenden Filmrecherche zum ersten Mal das volle Ausmaß des Tierleids in der Kaschmir-Industrie aufdeckte, entwickelten Modeunternehmen mit der Aid by Trade Foundation das Zertifikat »The Good Cashmere Standard« und setzten vermehrt auf bereits vorhandene Kaschmir-Zertifizierungen wie jene der »Sustainable Fibre Alliance« (SFA). Damit versprechen sie »ethisch« oder »nachhaltig« produzierte Kaschmirwolle, für die angeblich kein Tier leidet. Doch in Wirklichkeit gehen die Qualen unverändert weiter.
Denn neue Film-Aufnahmen aus Tierhaltungsbetrieben in China und der Mongolei zeigen, wie Ziegen für Kaschmir zu Boden gedrückt, gefesselt und ihnen die Haare brutal aus der Haut gerissen werden - auch in Betrieben, deren Kaschmir als von der »Sustainable Fibre Alliance« zertifiziert verkauft wird.
Die Wahrheit hinter Kaschmir-Zertifikaten
Entscheiden Sie sich für tierfreundliche Alternativen!
Ganz gleich, woher Kaschmir oder andere Wollerzeugnisse stammen oder was die Unternehmen versprechen: Genau wie Leder, Daunen, Seide und Pelz ist auch Wolle ein Tierqualprodukt.
Heutzutage bietet die Bekleidungsindustrie eine Fülle an hochwertigen pflanzenbasierten Materialien, die genauso weich sind und keine Tierausbeutung verursachen. Dazu gehören etwa Bambus, Sojaseide, Lyocell (z.B. Tencel, Modal), Pima-Baumwolle oder synthetische Fasern wie recyceltes Polyester oder Acryl.
Tragen Sie aktiv dazu bei, das Leid von Ziegen, Schafen und anderen Tieren, die für die Bekleidungsindustrie ausgebeutet werden, zu beenden! Entscheiden Sie sich beim Einkauf für vegane Alternativen zu Wolle, Leder, Seide oder Daunen!
Quellen:
· Kaschmir: Wie tierfreundlich und nachhaltig ist Kaschmirwolle? Johanna Fuoss, PETA Deutschland, 6.11.2023 www.peta.de/themen/kaschmir/
· Kaschmir – das Tierleid hinter Zertifikaten. PETA Deutschland www.peta.de/kampagnen/kaschmir/
· Fortune Business Insights (2023): Cashmere Clothing Marked Size. www.fortunebusinessinsights.com/cashmere-clothing-market-107398
· Grand View Research (2023): Cashmere Clothing Market 2023 – 2030 www.grandviewresearch.com/industry-analysis/cashmere-clothing-market